Der Gestiefelte Kater - nach Ludwig Tieck
- Autor*in
- Blume, Bruno
- ISBN
- 978-3-934029-21-7
- Übersetzer*in
- –
- Ori. Sprache
- –
- Illustrator*in
- Gleich, Jacky
- Seitenanzahl
- 44
- Verlag
- Kindermann
- Gattung
- BilderbuchSachliteratur
- Ort
- Berlin
- Jahr
- 2003
- Lesealter
- 12-13 Jahre14-15 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- –
- Preis
- 15,50 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Nacherzählung der Tieck’schen Märchenkomödie vom gestiefelten Kater als Modellfall der Aufnahme eines Theaterstückes durch das Publikum.
Beurteilungstext
Vorsicht! Niemand sollte dieses Buch als Kindergartenversion des Märchens missverstehen! Eigentlich ist dies auch kein Kinderbuch, sondern eine auch schon für Jugendliche geeignete Satire auf das Theaterpublikum, das sowieso schon immer alles besser weiß. Es entfaltet sich aber erst Seite für Seite und gibt seinen Sinn portioniert frei, ähnlich wie die russischen Schachtelpuppen. Der äußere Rahmen ist die Ankündigung eines neuen Theaterstückes in einer deutschen Stadt, die dem Aspekt des “Spielens”, der Leichtigkeit beim Theater nichts abgewinnen kann. Insofern herrscht schon bei der Ankündigung eines szenisch aufbereiteten Märchens große Skepsis, die sich bei jedem Patzer, jeder Störung des nachfolgenden Stückablaufs verstärkt, bis der Autor am Ende feststellen muss, dass sein Stück durchgefallen ist. Dieses Stück, begleitet immer wieder von den Zuschauerreaktionen, ist der innere Rahmen, bei dem Chaos und Eigenleben der auftretenden Schauspieler wiederum den eigentlichen Kern, das Märchen vom Gestiefelten Kater einbetten.
Das Märchen selbst ist in seinen Grundzügen durchaus komplett, wegen der anderen Handlungsstränge aber als Märchenbilderbuch für Kleinkinder sicher wenig geeignet. Der Bühnenrahmen dazu - laut Widmung als Loblied auf die Bühnenarbeiter gedacht - könnte einer Bauerntheaterposse entstammen, so prall und deftig sind Panik und Verzweiflung des Dichters, Eitelkeiten und Schauspielerallüren der Mitwirkenden abgebildet. Noch deftiger allerdings treibt es das Theaterpublikum, das dem Standard-Abonnentenstamm entnommen scheint: Fast jeden Satz scheint man während der Pause oder im Foyer schon mal gehört, jede mimische Verzerrung schon mal gesehen zu haben. Das hat Witz und Pfeffer, ist nicht nur treffend beschrieben, sondern umso eindrucksvoller illustriert, wobei der karikierende Stil der collagierten Kreidezeichnungen herrlich zwischen “Alice im Wunderland”, Daumier und dem beißenden Kleinbürgerspott des “Simplicissimus” changiert, mit z. T. sehr vertraut erscheinenden Figuren. Dass die ganze aus unserer Zeit gegriffen erscheinende Szenerie auch noch - oft wörtlich - aus dem Tieck-Original des frühen 19. Jahrhunderts entnommen ist, gibt nur noch den letzten zusätzlichen Kick.
Aber - und dieses “Aber” gehört groß geschrieben - die Autoren bzw. der Verlag empfehlen das Buch ja schon ab 8 Jahren und hier sind Zweifel angebracht. Als nettes Märchenbuch ist die Geschichte zu verworren und die Bilder in Perspektive und Ausdruck zu bedrohlich und ein wirkliches Verständnis der zahlreichen ironischen Spitzen kann in diesem Alter nicht erwartet werden. Eher also für Jugendliche (v.a. mit Interesse für Theater und bildende Kunst) und Erwachsene geeignet, für diesen Personenkreis allerdings eine Offenbarung!