Der Gesang des Vogels

Autor*in
Baylen, Katya
ISBN
978-3-407-82408-0
Übersetzer*in
Süßbrich, Julia
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Johnson, Richard
Seitenanzahl
112
Verlag
Beltz & Gelberg
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
Weinheim
Jahr
2023
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
FreizeitlektüreKlassenlektüreBücherei
Preis
10,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

"Der Gesang des Vogels" ist ein gelungenes Beispiel dafür, wie ein realistischer Kinderroman zeigen kann, dass es im Leben nicht immer gerade aus geht. Durch das Schicksal kommen wir vom Weg ab, nehmen Niederschläge hin und sammeln Erfahrungen. So wie die Protagonistin Annie, die durch einen Autounfall verletzt nicht mehr Flöte spielen kann. Ein Umzug erschwert alles zusätzlich. Bis eines Tages Noah und eine kleine Amselfamilie in Annies Leben treten und die Melodie der Freude zu ihr zurückkommen.

Beurteilungstext

Durch einen Autounfall ist Annies Arm eingeschränkt bewegbar. Sie hat starke Schmerzen und zieht sich zurück in eine von Stille, Wut und Traurigkeit geprägte Welt. Ihre alleinerziehende Mutter macht sich große Vorwürfe, da sie am Steuer saß, als der Unfall geschah. Annie kann ihre geliebte Flöte nicht mehr spielen. Die Welt um sie herum verstummt, ihre innere Welt verstummt. Zusätzlich aus einer sozialen Not heraus muss die kleine Familie umziehen in eine wenig beliebte Hochhaussiedlung.

Mitten in der Tristesse ihres neuen Zuhauses gibt es nicht viel, außer einen kleinen Garten, der Annies Interesse weckt. Dort lernt sie Noah kennen, der völlig selbstverständlich einem Amselpaar beim Nestbau und der Fütterung hilft. Annie vergisst bald, dass sie einen unbeweglichen Arm hat und nicht mehr Flöte spielen kann oder möchte. Beide Kinder beobachten die Amseln tagein, tagaus. Sie lauschen ihnen, wie sie Töne für ihre Lieder sammeln. Annie ist selbst so fasziniert von Noahs Aufgabe, dass sie ihn bald unterstützt und sich eine enge Freundschaft zwischen den beiden entwickelt. Doch auch hier ist ein Unfall nicht zu verhindern, als eines Tages tierische Räuber das Vogelmännchen töten und das Weibchen dem Nachwuchs alleine zurück bleibt. Fortan ist es auch hier still. Der Gesang des Vogels ist verstummt. Annie und Noah geben alles, um dem Weibchen und den Vogelbabys ins Leben zu helfen. Der Amselgesang kehrt wieder und sinnbildlich kommt auch Annies Verbindung zu ihrer eigenen Mutter, ihrer geliebten Musik und ihrem Talent zurück. Sie komponiert auf einmal wie sie nie zuvor komponiert hatte.

Der Kinderroman, aus der Ich-Perspektive erzählt, lässt die Lesenden mit unmittelbarer Nähe das Stille und das Laute erfahren - sowie sämtliche Töne dazwischen. Die Geschichte schult das Gehör und die Empathie für das, was die Kinder in dieser Geschichte erleben. Was Annie hört oder auch nicht mehr hört, weckt die Fantasie und lässt erahnen, wie es sein könnte, wenn man plötzlich, ohne etwas dagegen tun zu können, etwas Geliebtes aufgeben muss und was es "kostet", es wiederzuerlangen. Es lohnt sich, daran zu glauben.

Ein Buch, das "super lesbar" und interessant ist für jede Lesestärke - ganz wie der Beltz & Gelberg Verlag diese Reihe bezeichnet. Dies zeigt sich an der einfach gehaltenen und zugleich präzisen Sprache. Kurze Sätze, auflockernde Illustrationen und kleine Kapitel machen die Geschichte und damit das Buch zu einer Lektüre, die lesefern aufwachsende Kinder ab 11 Jahren gut meistern und damit Selbstvertrauen im Lesen gewinnen können.

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Diese Rezension wurde verfasst von Iris Birger; Landesstelle: Bayern.
Veröffentlicht am 03.03.2024