Der Gesandte des Mondes

Autor*in
ISBN
978-3-9816323-6-1
Übersetzer*in
Scheffel, Tobias
Ori. Sprache
Französisch
Illustrator*in
Desbons, Marie
Seitenanzahl
48
Verlag
Tintentrinker
Gattung
BilderbuchSachliteratur
Ort
Köln
Jahr
2015
Lesealter
6-7 Jahre8-9 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
18,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die prächtig blühende Bougainvillea gehört zur Familie der "Wunderblumengewächse" und spielt wohl auch wegen dieser Zugehörigkeit eine gewisse Rolle in der Geschichte, die wunderbar traumhaft ist und ein Lob auf die Fantasie singt, auf alte, weise Männer und auf Herrscher, die sich nicht (nur) um Machterweiterung kümmern. Sie singt sehr leise und gibt den noch leiseren Bilder entsprechenden Raum.

Beurteilungstext

So ruhig wie die Geschichte selbst beginnt die Rahmenhandlung. Wir befinden uns im Fernen Osten. Es ist sechs Uhr morgens, und der alte Dichter Sastrawane Mandia beginnt seinen Tag mit einem Bad im klaren Wasser des aufgestauten Baches. In zwei Stunden soll er dem Herrscher wieder eine Geschichte erzählen, doch noch scheint ihm keine eingefallen zu sein. Den Umschlag der leeren Blätter hat seine Frau kunstvoll mit Pflanzen versehen, aber immer noch nicht weiß er, was auf diesen Blättern stehen soll. Das fällt ihm wohl erst in der Situation ein, da sein Herrscher unwirsch zu werden droht.
Für ein Bilderbuch gibt es relativ viel Text, der zum großen Teil in die Bilder integriert ist, den Hintergrund und die farbliche Stimmung mit aufnimmt. Wunderbar, wie sich der weise Dichter unscheinbar kaum ausnimmt in dem fast symmetrischen Bild des riesigen Herrschers mit dem extrem kleinen Mund. Es spielt mit Dreiecken der Hüte von Herrscher und Dichter, mit den Umrissen von Körper und Kinnbart und löst die strenge Symmetrie des Ersteindrucks schnell auf mit dem leichten Silberblick, dem Ohrring, der Struktur der großen Kopfbedeckung, den blattlosen Pflanzen, die sich auf Mantel und Hemd des Herrschers nach oben recken.
Land, Wasser und Luft vermischen sich in den Bildern, Fische schweben als Koinoboris, Frösche sitzen auf Lotosblättern, ein riesiger Schmetterling schaut dem schlafenden Dichter ins Gesicht, der Mond verwandelt seine Steinstruktur in die einer ungeöffneten Blüte, Steine liegen wie müde Schildkröten auf dem ebenen Sand.
Text wie Bilder treffen den gleichen Ton, der uns anrührt. Der Inhalt der Geschichte ist einerseits überraschend, andererseits können wir ihn uns selbst schnell zu eigen machen.
Das gilt zunächst für die erwachsenen Vorleser, denn die drei- bis fünfjährigen Kinder, denen ich die Geschichte vorlas, hatten (zunächst) Schwierigkeiten mit dem Inhalt und konnten ihn weder nacherzählen - auch nicht anhand der Bilder - noch als Geschichte nachspielen. Die Wirkung von Bild und Geschichte ist nicht direkt erkennbar, was ihre Bedeutung nicht schmälert - im Gegenteil stärkt, denn sie beeinflusst eine Grundstimmung, die wir sehr gern sehen und spüren wollen.

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Diese Rezension wurde verfasst von uhb.
Veröffentlicht am 01.10.2015