Der Duft der Dinge

Autor*in
D`Angelo, Silvana
ISBN
978-3-8369-5377-1
Übersetzer*in
Dürr, Bettina
Ori. Sprache
Italienisch
Illustrator*in
Marinoni, Antonie
Seitenanzahl
52
Verlag
Gerstenberg
Gattung
BilderbuchKrimiSachliteratur
Ort
Hildesheim
Jahr
2011
Lesealter
10-11 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
16,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Der Dieb steigt in eine fantastische Wohnung voller Bilder und Gegenstände fast der gesamten Kunst- und Designgeschichte ein. Sein Komplize ist seine Nase, die sogar wahrnimmt, wie Geschichten riechen. Die Bewohner bewegen sich unbefangen um ihn herum, der langsam sein Ziel findet. Im letzten Augenblick erwischt ihn der einzige Gegner, den er nicht riechen kann: ein Geist aus einem Bild von Ingres verweist ihn des Hauses. Und er sucht weiter nach der Geschichte SEINES Hauses.

Beurteilungstext

Genau erfährt man nicht, wonach der Ich-Erzähler, ein beweglicher, schlanker, junger Mann eigentlich sucht, auch wenn kurz vor seiner Vertreibung deutlich wird, dass es der Tresor sein muss. In diesem Hause, in dem die sichtbaren Kunstwerke in Millionensummen gar nicht mehr zu rechnen sind, scheint das auch Erfolg versprechend. Aber die eigentliche Suche gilt der Frage, wer er denn eigentlich sei. Der Leser kann ihm vielleicht helfen, denn der nicht stattfindende Diebstahl ist eigentlich eine par-force-Tour für den Zeichner durch die Kunstgeschichte. Dermaßen viel Kunst ist wohl real in keinem privaten Haushalt der ganzen Welt zu finden. Denn was wir sehen, während unser Auge dem des Zeichners gleich einer Kamerafahrt durch die Wohnung folgt, ist Kunst- und Designgeschichte, wie ich sie gerade mal im reichbestückten Kunstforum Berlins finden könnte. Nur der aufmerksame Betrachter bekommt Hilfe. Im unscheinbaren Muster der Vor- & Nachsatzblätter verborgen, mit lässiger Schrift bezeichnet, sind die Vorbilder (den kolorierten Stahlstichen der vorletzten Jahrhundertwende ähnlich) aus der Wohnung hingeworfen, so unauffällig, dass man es schnell übersieht. Dann aber entdeckt der aufmerksam gewordene Betrachter, dass in der gesamten Wohnung nichts außer den unbeschrifteten Buchrücken, die vielleicht noch ein eigenes Kapitel erforderten, zufällig ist: Von Thonet über Castiglioni und der Teekanne von Dresser bis Toshiyuki Kita ist die Designgeschichte vertreten, um nur vier Eckpfeiler zu nennen, von Chardin über Pesne und Ingres bis Vallotton und Magritte die Kunstgeschichte. Es ist nicht nur ein buntes Bilderraten, es lohnt sich ebenfalls zu suchen, wo Marinoni die Bildmotive in seine Bildergeschichte aufgenommen hat.
Und damit ist der Leser und Betrachter mitten in dem Rätsel um den Geruch begabten Eindringling. Die Familie erzählt just in dem Augenblick, als er eindringt und lauschen kann, ihre eigene Geschichte. Und die wiederum könnte bei der Suche nach dem Rätsel hilfreich sein.
Ein Bilderbuch? Pur! Aber nicht nur für Kinder. Besonders für Kinder und ihre Fantasie. Aber auch für die Erwachsenen,die noch bereit sind zu suchen, zu sehen. Über das Riechen kann man da leider wenig sagen, das lässt sich über Druckwerk nicht vermitteln, ich rieche in diesem Buch nur Druckerschwärze, Terpentin und Papier. Aber sehen kann ich hier reichlich viel. cjh11.13

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Diese Rezension wurde verfasst von cjh.
Veröffentlicht am 01.01.2010