Der Club CD

Autor*in
Würgeer, Takis
ISBN
978-3-942175-90-6
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Sprecher*in
Umfang
341  Minuten
Verlag
Head Room
Gattung
AudioErzählung/Roman
Ort
Köln
Jahr
2017
Alters­empfehlung
16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
22,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Teaser

Eine Geschichte um einen exklusiven britischen Club und um abgründige Taten. Diesmal bleiben sie nicht ungesühnt, auch wenn sie einen Selbstmord nach sich ziehen.

Beurteilungstext

Die Hauptfigur der Geschichte ist Hans Stichler - geboren gegen den Rat der Ärzte, die Lungenkrebs im fortgeschrittenen Stadium bei der Mutter diagnostizierten. Hans ist Außenseiter, sein Vater war für ihn "gestorben, weil ich in Brandenburg boxen wollte". Seine Tante Alex hätte ihn zu sich nehmen können, hatte aber Angst vor dem eigenen Wahnsinn. So bezahlt sie Hans ein Internat in England und finanziert sein Studium in Cambridge.
Sie macht das nicht ganz uneigennützig - wie wir am Ende der 5 CDs sehen. Die Verflechtung von Alex mit ihrer Doktorandin Charlotte ‚Charly' Farewell, die Hans betreut und ihn mithilfe ihres Vaters Angus im Pitt-Club unterbringt, sind der Beginn der Aufklärung von zwei Taten und einer, an der Hans fast selbst beteiligt ist.

Cambridge, da gibt es nur zwei Arten von Menschen: Die einen sind absurd reich, "die anderen versuchen, reicher zu wirken, als sie sind." Hans gehört dort nicht hin, aber seine Beziehung zu Charlotte und das Boxen (Weltergewicht, wie Angus Farewell gleich bemerkt) schaffen Verbindungen und Bezüge über das studentische und reiche Leben hinaus. Letztlich ist es aber eine Frage von Dekadenz, die hinter dem Satz von Charlottes Vater steht: "Stark sein bedeutet, dass man Verantwortung übernehmen muss." Letztlich übernimmt er sie.
Die Geschichte entwickelt sich sehr langsam, ufert immer wieder ein wenig aus, beleuchtet die Gesellschaft, in die Hans hineingeworfen wird. Die Rolle von Alex und Charlotte bleibt so undurchsichtig, wie die beiden Frauen sich auch zu Beginn darstellen. So kennt Hans lange nicht einmal den Namen der Doktorandin ("Sie war im Schweigen besser als ich.") und auch nicht, in welcher tatsächlichen Beziehung die beiden zueinander stehen.

Die Länge des Hörbuchs (5h 41' in 5 CDs, insgesamt 70 Tracks) spricht dafür, dass die Hörer sich einige Zeit nehmen sollten. Jeder Track beginnt mit dem Namen der Person, die von sich berichten. Oft wird dabei der gerade gehörte Teil aufgenommen und von der anderen Seite geschildert - dann jedoch auch wieder verlängert. Auch Nebenfiguren (Peter, Billy) erhalten eigene Tracks und auch Josh, von dem wir lange nicht wissen, wie er tatsächlich einzuordnen ist.
Insgesamt gibt es 9 Sprecherinnen und Sprecher (Matthias Koeberlin, Anna Maria Mühe u. a.), die den geschriebenen Text jeweils vorlesen, Geräusche oder Musik sind ebenso nicht vorgesehen wie dramatische Erzählung mit unterschiedlich intonierten Dialogen. Das lenkt das Zuhören einerseits nicht ab, führt andererseits zu längeren Zuhörpausen.
Auch wenn "Der Club" als ‚All-Age-Roman' daherkommt, dürften Jugendliche vor ihrem 16. Lebensjahr ihre Schwierigkeiten damit haben - und damit sind nicht die geschilderten Sex-Szenen gemeint, sondern die Voraussetzungen, sich in die Welt der englischen Universitätswelt hineinzudenken.

P. S. Takis Würger hat mit "Der Club" den Debütpreis der lit.COLOGNE 2017 erhalten, die Print-Version ist ebenfalls 2017 bei Kein & Aber erschienen (978-3-0369-5753-1 / geb / 240 S / 22,00 €).

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Diese Rezension wurde verfasst von uhb.
Veröffentlicht am 01.04.2017