Der Biber von Anderswo

Autor*in
Nahar, Goudzand
ISBN
978-3-314-01587-8
Übersetzer*in
Alves, Katja
Ori. Sprache
Niederländisch
Illustrator*in
Verstegen, Jeska
Seitenanzahl
28
Verlag
Nord-Süd
Gattung
BilderbuchSachliteratur
Ort
Gossau
Jahr
2008
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre8-9 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
12,80 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Der Fluss, an dem der Biber einmal wohnte, ist ausgetrocknet. Deshalb sucht sich er sich ein neues zu Hause und wird fündig. Während er eifrig dabei ist, sich ein neues Heim zu zimmern, tauchen das Schwein und der Elefant auf. Die sind alles andere als begeistert, denn der Biber baut an IHREM Fluss. Schnell geben sie dem Fremden zu verstehen, dass er nicht willkommen ist und schicken ihn fort. Doch schon bald meldet sich ihr Gewissen und sie beginnen an ihrer Entscheidung zu zweifeln.

Beurteilungstext

Die Tiere in diesem Bilderbuch haben keine Namen, sie heißen einfach nur Schwein, Elefant und Biber. Dadurch bleiben sie für den Leser aber keineswegs distanzierte Figuren. Im Gegenteil, man schließt die drei Tiere im Laufe der Geschichte ins Herz. Der Biber, der seine alte Heimat verlassen musste, weil sein Fluss ausgetrocknet war, tut einem Leid und man sympathisiert sehr schnell mit ihm. Schwein und Elefant hingegen haben zunächst die Rolle der "Bösen". Sie wollen keine Veränderungen in ihrem Leben über die sie nicht selber entscheiden und zeigen sich gegenüber dem Bier fremdenfeindlich. "Für uns bist du immer noch ein Fremder", sagt der Elefant. "Und ein Unruhestifter", fügt das Schwein hinzu. Sie geben dem Biber unmissverständlich zu verstehen, dass er nicht willkommen und erwünscht ist in ihrer Gegend. Die Bitte des Bibers akzeptiert zu werden und darüber hinaus auch willkommen zu sein, lehnen die beiden anderen Tiere zunächst strickt ab. Der Biber fügt sich ihrer Entscheidung und geht. Doch die Härte ihrer Entscheidung bereuen die Beiden bald selbst, denn der Biber geht ihnen einfach nicht mehr aus dem Kopf. Sie versuchen zunächst zu vergessen und zu verdrängen, doch insgeheim beginnen sie über ihre Worte und Taten nachzudenken - und das soll auch der Leser. Die Geschichte führt uns vor Augen, dass man nicht vorschnell über andere urteilen sollte, denn das Fremde und Andere kann schnell auch zu etwas Vertrautem werden.

Die Sprache ist einfach und direkt. Sie beschönigt nicht und zeigt deutlich die Gefühle und Vorstellungen der verschiedenen Tiere. Unterstützt wird dieses zusätzlich durch den großen Anteil wörtlicher Rede. Unverblümt sagen die Tiere, was sie denken. Deutlich wird hierbei, dass Worte auf der einen Seite verletzend sein können, dass sie andere aber auch glücklich machen können.

Die Bilder sind sehr farbenfroh in Aquarelltechnik gemalt. Sie ziehen sich immer über die ganze Doppelseite und konzentrieren sich schwerpunktmäßig auf eine Hauptfarbe. Mit Liebe zum Detail, z.B. der karierten Fliege des Elefantens und seiner weißen Blume am Hut, bereiten die Bilder viel Freude. Die Gesichtsausdrücke und Körperhaltung der Tiere, oft erreicht durch nur wenige Zeichenstriche, zeigt deutlich die Einstellung und Haltung der Tiere zu ihrem Gegenüber.

Ein wunderschönes und poetisches Bilderbuch das das die Themen "Fremdsein" und "Vorurteile" aufgreift und diese mit dem nötigen Ernst und zugleich auch sehr kindgerecht angeht. Die Geschichte eignet sich gut zum Einsatz in Kindergarten und Grundschule und kann sich auf das Fremdsein, sich fremd fühlen sowie auf vielfältige Vorurteile beziehen.



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Diese Rezension wurde verfasst von gigi.
Veröffentlicht am 01.01.2010