Der Bär und das Wörterglitzern

Autor*in
ISBN
978-3-95854-026-2
Übersetzer*in
Taube, Anna
Ori. Sprache
Französisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
36
Verlag
Mixtvision
Gattung
BilderbuchSachliteratur
Ort
München
Jahr
2015
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
14,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Nach jedem Umblättern muss man das Buch um 90° drehen. Zunächst wird von Rändern berichtet, an denen etwas i s t. Dort ist der blaue Bär der wichtigste Teil der Bilder, denn auf der nächsten Seite (Buch drehen!) beschließt er, morgen Ähnliches zu erleben, nämlich: Wörterglitzern, Traumschweben, Meeresrieseln, Tränenschwimmen ... Die Anreihung von Wort-Neuschöpfungen wird durch traumhafte Bilder stark unterstützt.

Beurteilungstext

Ein ziemlich kaltes Blau ist die Grundfarbe der Gegenstände und die des Bären, die die Bilder bestimmen. Ein wenig stumpfes Gelb darf dabei sein: Fell um die Augen, eine kleine Blumenblüte, eine Gießkanne, ein kleiner Fischschwarm, Leuchtturmstreifen, Sandkörner. Erst am Schluss der Geschichte übernimmt das Gelb-Orange die Stimmung und nimmt gern ein knalliges Rot mit dazu: Randspringen! ""Morgen werde ich randspringen.""
Das ist eine Vorstellung, der wir uns nicht entziehen können, in welchem Alter wir uns auch immer befinden. Der Horizont bildet diese Grenze der Sehnsucht und der Angst, was immer sich dahinter verbergen mag. Mutige sagen: "" ... throw me over the edge and let my spirit glide"", andere zögern schon, in das Klebermeer zu segeln, das das Schiff vor dem Absturz in das Nichts bewahren soll. Der Bär lässt alles auf sich zukommen, saugt die Wörter ""des Randes"" ein, verbindet sie für sich und plant für den nächsten Tag. ""Morgen werde ich tränenschwimmen."" oder, wem das zu negativ klingt: ""Morgen werde ich ""dichmichsehen.""
Agnès de Lestrade und Valeria Docampo, die schon die ""Die große Wörterfabrik"" gemeinsam erschufen, reduzieren Text und Bild und lassen uns zu Beginn im Unklaren, ob sie uns etwas zu erzählen haben und wenn ja, was. Das ist für potenzielle Bilderbuch-Käufer nicht günstig, allerdings wird den potenziellen Käufern bei einer Ablehnung eine Geschichte entgehen, die nicht nur sehr geschmacksbildend ist, sondern auch nachhaltig bezüglich des Aufsaugens, Inhalierens und Aneignens von, nein, nicht nur Wörtern, sondern von Sehnsüchten und Träumen. Dabei ist das Buch nicht spektakulär gestaltet, durch das Titelbild eher etwas melancholisch. Das passt gut in das Gesamtbild.
Der Mixtvision-Verlag hat das Buch mit einer (einmaligen) Download-Möglichkeit versehen. Über eine Web-Adresse und einem Code kann man sich das Buch in drei unterschiedlichen Formaten digital herunterladen, um auch das Nutzer-Bedürfnis der ""neuen"" Medien zu füttern. In der Tat ist es (nur) der digitale Abdruck des Buches. Die Autorin und die Illustratorin sind Schöpferinnen der zurecht viel gelobten und gepriesenen ""Wörterfabrik"" (siehe auch http://www.ajum.de/index.php?s=datenbank&id=1810507062). Dies Buch ist das zweite danach, das die beiden gemeinsam veröffentlichten, und es knüpft bezüglich Intention und Ausführung an die Wörterfabrik an - auch wenn die Farbgebung, die Farbvereinnahmung anders ist.
Dem semantischen Ansatz (Übersetzerin Anna Taube) und dem philosophischen Ansatz von Sprache - Traum - Wirklichkeit kann man sich schlecht entziehen. Will man ja auch gar nicht.

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Diese Rezension wurde verfasst von uhb.
Veröffentlicht am 01.07.2015