“Deine beste Freundin Anne Frank” - Erinnerungen an den Krieg und eine besondere Freundin

Autor*in
Maarsen, Jacqueline van
ISBN
978-3-596-85541-4
Übersetzer*in
Pressler, Mirjam
Ori. Sprache
Niederländisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
199
Verlag
FISCHER Schatzinsel
Gattung
Ort
Frankfurt
Jahr
2013
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
12,99 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Jacqueline erzählt von ihrem 4. Geburtstag (1933) an bis 1947. Sie war mit Anne Frank befreundet und hat den deutschen Judenmord nur überleben können, weil es ihre Mutter geschafft hat, dieses Merkmal aus ihrer Biografie streichen zu lassen. In fast kindlicher Sprache beschreibt sie ihr Heranwachsen, die Freundschaft zu Anne und das Wegbrechen der jüdischen Community in Amsterdam bis zur Rückkehr der wenigen Überlebenden.

Beurteilungstext

Wenn Maarsen ihre Kindheit beschreibt, ist es verständlich, dass sie sich einer sehr einfachen Sprache bedient, leider hält sie diesen Duktus aber konsequent bis zum Ende durch, 1947 ist sie immerhin 18 Jahre alt. Damit stellt sie sich selbst ein Bein, denn es ist schwierig, potentielle 13-14-jährige LeserInnen sprachlich so wenig zu fordern. Das wäre aber schade, denn inhaltlich bietet diese Schilderung einer Freundschaft ohne Zukunft einiges.
Sehr spröde erzählt sie von ihrer Freundschaft zu der temperamentvollen Anne - Maarsen ist diesem quirreligen Mädchen einfach ausgeliefert, findet sie natürlich interessant und sich selbst durch die Freundschaft geehrt. Der Gegensatz der beiden Charaktere sticht wohl jedem Leser ins Auge. Die wechselnden Freundschaften, Eifersüchteleien, kindlichen Intrigen erinnern an Bäumchen-wechsel-dich-Spiele, sind einfach pubertär. So sind die 10 - 13-Jährigen auch heute noch. Für die Ich-Erzählerin steht das alles im Vordergrund, die Autorin von heute aber flicht ein Panorama des Krieges, der deutschen Besetzung der Niederlande und der Judenverfolgung ein, das es wert ist, gelesen zu werden. Scheinbar nebenbei verschwinden Freunde, Schulkameradinnen, Verwandte, bis kaum noch jemand da ist. Die Einen werden deportiert, und schon bald wird offen darüber gesprochen, dass es kein Zurück aus den Lagern geben wird. Und immer noch gibt es Leute, auch Juden, die das einfach nicht glauben wollen und willig auf den Transport gehen. Nicht freiwillig, denn die Strafanordnungen der SS, des NSB, der Gestapo sind allen bekannt. Andere verschwinden in Verstecken, einige von ihnen werden verraten und dann deportiert. Die Gestapo hatte hohe Prämien für den Verrat versprochen. Dass die Maarsens überlebten, haben sie der mutigen Mutter, einer gebürtigen Französin und Nichtjüdin zu verdanken. Der Vater hatte die ganze Familie in seiner jüdischen Gemeinde gedankenlos als jüdisch gemeldet und traute sich nicht, sich dazu zu bekennen. Die Mutter aber besorgte aus Vichy-Frankreich die notwendigen Dokumente und rettete so die ganze Familie.
Die nichtjüdischen Nachbarn registrieren das Verschwinden ganzer Familien zum Erschrecken der jungen Jacqueline nahezu emotionslos und gehen schnell zur Tagesordnung über. Dazu gehört auch, dass Familien aus Häusern, die für Kriegszwecke gesprengt wurden, in die ""frei"" werdenden Wohnungen umgesetzt werden und das ganz normal finden.
Nach der Befreiung kehrte nur der Vater Anne Franks zurück und hat sich als Lebensinhalt die Veröffentlichung ihres Tagebuches gesetzt. Jacqueline begleitet ihn bis zum Erscheinen des weltberühmten Buches.cjh13.09

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Diese Rezension wurde verfasst von cjh.
Veröffentlicht am 01.01.2010