Das Wohltemperierte Klavier CD

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Teaser

Kinder und anspruchsvolle Musik: Funktioniert das eigentlich? Betrachtet man die Überfrachtung durch knallige Disco-Popsongs, mit der sich der Nachwuchs ab einem aufnahmefähigen Alter in den gemeinen Medien auseinanderzusetzen hat, glaubt man kaum, dass die Schulung eines Gourmet-Gehörs neben all den bunten Farben problemlos umzusetzen ist. Die Frage sollte auch eher nicht lauten: Funktioniert das eigentlich? Sondern: Wie könnte es funktionieren?

Beurteilungstext

Markus Vanhoefer gibt mit seiner Hörspiel-Reihe ""Starke Stücke"" regelmäßig bestechend gute Antworten im Doppel-CD-Format. In der neuen Ausgabe widmet er sich Johann Sebastian Bachs ""Das Wohltemperierte Klavier"".

Das Hörspiel erzählt, gesprochen von bekannten Synchron- oder Hörbuchstimmen wie Stefan Murr, Ulrich Frank oder Stefan Wilkening, die Reise Bachs vom kleinen Städtchen Arnstadt, wo seine Musik nicht ausreichend gewürdigt wird, bis hin zu seinem Besuch in Lübeck beim Organisten Dietrich Buxtehude, dem großen Vorbild des Komponisten, eingerahmt letztlich von seinem Engagement am Hofe von Fürst Leopold von Anhalt-Köthen. Doch vor allem geht es um die Geschichte der Entstehung von Bachs ""Wohltemperiertem Klavier"", das er am Fürstenhof fertigstellte. Seinem berühmten Stück, in dem er erstmals 24 Präludien und Fugen in sämtlichen Tonarten der sogenannten chromatischen Tonleiter vereinte und damit ein Werk schuf, das in erlesenen Kreisen als unmöglich umsetzbar galt.
Doch was bedeutet eigentlich ""wohltemperiert""? Leitet es sich ab vom ""Temperament"" Bachs, der am Unverständnis seines Umfeldes in Arnstadt zu verzweifeln droht? Und warum ist es so besonders, es auf diese als revolutionär geltende Weise zu spielen? Was sind Präludien, Fugen, Oktaven - und wie entsteht eigentlich ein Ton? All das sind Dinge, die man bei diesem Hörspiel wie zufällig aufnimmt, weil sie ohne lehrmeisterhafte Vortragsweisen in Verschmelzung mit der Geschichte der sympathisch inszenierten Hauptfigur Bach ganz von selbst vermittelt werden. Dadurch erübrigt sich auch die Frage, ob die Verwendung der genannten Fachbegriffe vielleicht für das Zielpublikum - Kinder ab 8 Jahren - zu sperrig sein könnte, denn alles wird, auch durch die Verwendung von Tonbeispielen, im Verlauf der Handlung erklärt; sei es durch den jungen Bach selbst oder durch seinen Mentor, den alternden Buxtehude, der den Komponisten lehrt, wie man Temperatur durch die Musik fühlbar machen kann.
Ganz nebenbei wird man als Hörer übrigens auch noch in das Leben bei Hofe zu Anfang des 18. Jahrhunderts eingeführt und erfährt einiges über Hochzeiten von Fürsten und die Situation von Musikern zu dieser Zeit im Allgemeinen. Und durch die Figur des unbelehrbaren Musikschülers Johann Christoph Schieferdecker im Hause Buxtehude wird die Erzählung auch immer wieder angenehm aufgelockert. Doch vor allem ermöglicht Vanhoefers Hörspiel dem Hörer einen spielerisch leichten Zugang zum Musikstück an sich, das mit Klavier und Cembalo die Handlung untermalt und in Auszügen auf der zweiten CD auch noch einmal ohne gesprochenen Text nachzuhören ist.

Markus Vanhoefer hat ""Das Wohltemperierte Klavier"" für Kinder sehr greifbar aufbereitet; ihnen durch die immer nachvollziehbare und nie überfrachtete Geschichte wieder einen äußerst gelungenen Einstieg in die Musikhistorie - oder, wenn Ihnen die vorherigen Ausgaben von ""Starke Stücke"" ebenfalls bekannt sind, eine Erweiterung ihres Wissens - ermöglicht. Das fühlt sich nicht nach Schule an, ist aber auch für Musikpädagogen sicherlich ein geeignetes (und willkommenes) Lehrmittel. Das Niveau ist anspruchsvoll, aber nicht überfordernd. Und die verwendete Musik natürlich Teil unserer Allgemeinbildung, weswegen diese Doppel-CD sowohl im Erzählerischen als auch im Musikalischen unbedingt empfehlenswert ist.