Das verschüttete Kind

Autor*in
Bauer, Manuela
ISBN
978-3-9814257-7-2
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
280
Verlag
underDog
Gattung
Biografie
Ort
Hamburg
Jahr
2012
Lesealter
ab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
12,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Das Kind M. wird seit seinem 5. Lebensjahr missbraucht, wird alkoholabhängig und lebt immer wieder mit Männern zusammen, die sie schlagen und missbrauchen. Nach vielen Jahren Alkoholismus befreit sie sich aus eigener Kraft und mit Hilfe ihrer Therapeutin und kann ihrem Kind eine gute Mutter sein.

Beurteilungstext

Die biographische Erzählung von Manuela Bauer zeigt, dass es auch nach vielen Jahren Fremdbestimmung, Sucht und Gewalt möglich ist , sein Leben positiv zu verändern.
Das Kind Manuela wird mit nur 5 Jahren von den Menschen verraten, die die verlässlichsten sein sollten, ihren Eltern.
Jeden Sonntag fahren sie zum Onkel, dem Bruder des Vaters und lassen zu, dass er sich an dem Kind vergreift, ja der Vater hat offensichtlich noch sein Vergnügen daran. Dafür erhalten die Eltern Geld für eine größere Wohnung. Über lange Zeit steht der Vater als Verräter an seiner Tochter im Fokus. Die Mutter jedoch ist Mitwisserin, auch einverstanden und somit genauso Mittäterin. Manuela wächst ohne jeglichen Schutz auf. Früh verlässt sie das Elternhaus, kehrt immer wieder in schweren Lebenskrisen zurück, weil sie nicht weiß, wohin sonst.
Von keiner Seite kommt Zuspruch, Ermutigung, Wertschätzung. Und doch gelingt es ihr, nach vielen Jahren mit gewaltbereiten, meist alkohol- oder drogenabhängigen Beziehungen sich zu befreien. Da ist ihr Kind, welches mit ihr als alkoholabhängige Mutter und einem aggressiven Vater keine Chance auf eine gute Entwicklung hat. Immer mehr leidet sie darunter, ihrem Kind keine besseren Lebensbedingungen bieten zu können. Der Wille, dies zu ändern gibt ihr Kraft, sich aus der Sucht zu befreien und in Folge auch die Beziehung zum aggressiven Vater zu beenden.
Manuela Bauer beschreibt ihren Lebensweg ungeschminkt und doch schriftstellerisch ansprechend. Der Verlauf ihres stetigen sozialen Abstiegs und ihrer parallel dazu zusnehmende Sucht ist gut nachvollziehbar. Sie beschreibt sich als im Moment funktionierend, immer nur an den nächsten folgenden Tag denkend, schnelle Entscheidungen treffend, um momentane Notsituationen zu beheben. Als Leser hat man häufig das Bedürfnis zu sagen: Mach das nicht, du weißt doch, was dabei heraus kommt. Aber es gibt keine guten Wege in Manuelas Leben, keine Alternativen, die sie wählen kann.
Um so erstaunlicher ist es, dass sie aus dem Leid ihres Kindes, aus ihren wenigen glücklichen Kindheitserinnerungen und aus dem Aufschreiben ihrer Geschichte die Kraft schöpft, sich aus der Hoffnungslosigkeit zu befreien, erste Schritte zu gehen und einen Entzug zu machen. Die ungeschminkte Beschreibung ihres Lebensweges und die sachliche Darstellung ihres ersten Befreiungsschlages machen die Kraft dieses Buches aus.
Kritisch anmerken möchte ich jedoch trotzdem, dass die Personen K. und Gregor einfach so im Buch auftauchen und nicht klarer definiert ist, wer sie sind. Der Gestalter des Umschlages Gregor Mittendorf stellt sich zum Schluss als Begleiter eines Buchprojektes vor und erscheint im Buch als Kameramann. Das ist verwirrend und könnte in einer zweiten Auflage aufgelöst werden

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Diese Rezension wurde verfasst von KOST.
Veröffentlicht am 01.01.2010