Das Verhör
- Autor*in
- Cormier, Robert
- ISBN
- 978-3-570-30154-8
- Übersetzer*in
- Krutz-Arnold, Cornelia
- Ori. Sprache
- Englisch
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 155
- Verlag
- Bertelsmann
- Gattung
- –
- Ort
- München
- Jahr
- 2004
- Lesealter
- 14-15 Jahre16-17 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- Klassenlektüre
- Preis
- 5,90 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Die siebenjährige Alicia wird ermordet aufgefunden. Bald hat man auch einen Verdächtigen: der 12jährige Einzelgänger Jason hat das Opfer zuletzt gesehen. Der Sonderermittler Trent soll die Wahrheit herausfinden und möglichst ein Geständnis Jason entlocken. Das Verhör beginnt!
Beurteilungstext
" Es heißt, dass ein Schuldbekenntnis gut für die Seele ist!" kommentiert der Verhörspezialist Trent das Geständnis eines Mörders. Und gut für die Erfolgsbilanz Trents, der noch auf höhere Weihen hofft.
Trent wird auch hinzugezogen, als man einen Verdächtigen gefunden hat, der die siebenjährige Alicia umgebracht haben soll. Akribisch bereitet Trent das Verhör des zwölfjährigen Jason vor, gegen den alle Indizien sprechen. Die Größe des Raumes, die Höhe der Stühle, das Licht; alles spielt eine Rolle, um in das Innere, das Verborgene eines anderen Menschen vorzudringen.
Ein Verhör als Hauptteil eines Jugendbuches? Ein ambitioniertes Unterfangen, das Cormier aber sicher bewältigt. Das Buch ist spannend bis zum Schluss. Cormier beherrscht sein Handwerk. Er wechselt die Erzählperspektive, den Ton von einfühlsam bis kalt-sachlich. Der Blick des Lesers wird auf Details gelenkt, auf kleine Veränderungen: eine trockene Zunge, eine kleine Geste beschleunigen diesen Thriller mehr, als jede Action.
Die Geschichte ist eine kleine Parabel um Macht und Manipulation, um den Einfluss von Sprache auf die Wirklichkeit und Wahrnehmung. Und um die Rolle, die jemand zugeschrieben wird oder die er ausfüllen will.
Cormier weiß auch um seine Grenzen. Nicht tiefgründige Seelenstudien sind sein Metier, Motive werden angedeutet und skizziert, wirken aber plausibel. Mit sicherem Gefühl für das Timing weiß er, wann er aus dem Verhör aussteigen muss und mit welchem schriftstellerischen Kunstgriff er sich dieser großen Last entledigen kann.
Der Schluss fällt etwas kurz aus, ist moralisch zu aufgeladen und nicht besonders glaubwürdig.
Das Buch bietet sich als lohnende Klassenlektüre an, sowohl vom Inhalt als auch zu der Art und Weise, wie Schriftsteller ihre Leser verführen, an ihnen die "Macht der Worte" ausüben.