Das U-Boot in der Limoflasche. Mit 100 einfachen Experimenten Naturgesetze verstehen.

Autor*in
Spreckelsen , Kay
ISBN
978-3-596-85197-3
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Wagner, Charlotte
Seitenanzahl
128
Verlag
FISCHER Schatzinsel
Gattung
Ort
Frankfurt
Jahr
2006
Lesealter
6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Fachliteratur
Preis
12,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Naturgesetze wollen entdeckt und erfahren werden, will man sie wirklich verinnerlichen und verstehen. Dieses Buch, geschrieben von Kay Spreckelsen, Professor für Mathematik und Physik, illustriert von Cahrlotte Wagner, möchte Kinder zur "Eigenaktivität und selbständigem Denken" anregen. Mit vielen kleinen Experimenten können Kinder selbständig die Welt erkunden und so Schritt für Schritt ihre sie umgebende Umwelt erklärbarer machen.

Beurteilungstext

Kay Spreckelsens Idee baut auf dem in jedem Kind vorhandene "tief verwurzelten Interesse an Dingen der sie umgebenden physikalischen Welt" auf. Diesem natürlichen Grundinteresse an der Umgebung will Spreckelsen entgegenkommen. Er möchte Orientierungsmöglichkeiten bieten und dem Wunsch nach Aufklärung der alltäglichen Phänomene, deren Einordnung in ein zusammenhängendes Weltverstehen durch das Anbieten einer "aktiv-handelnden Auseinandersetzung" entsprechen. Das Aktive steht dabei im Zentrum. Nicht ergebnisorientiertes Arbeit, das Buch respektive der anleitende Erwachsene als Allwissender, stehen im Vordergrund, sondern das respektieren einer "autonomen Forscher-Persönlichkeit" der Kinder.
Seinen Ansatz leitet Spreckelsen aus dem Konzept des Physikdidaktikers Martin Wagenschein ab: "Man bleibe bei den Phänomenen so lange wie möglich und verbinde sie verstehend miteinander." Dies bedeutet für den Autor: Zu jedem Naturgesetz lassen sich mehrere Versuche durchführen, die Versuche werden zu Versuchsequenzen zusammengesetzt und Simultanexperimente beziehungsweise Phänomenkreise bestimmen den Aufbau des Buches. Dahinter steckt zum einen der Gedanke, das jedes neue Phänomen im Grunde nichts weiter als ein "verkleideter alter Bekannter" ist. Zum anderen - und das ist mindestens ebenso wichtig! - soll den Kindern Zeit zum Entdecken gegeben werden. Nicht schnelle, vielleicht vorschnelle Ergebnisse, sind Ziel des Experimentierens, sondern in erster Linie die konzentrierte Auseinandersetzung mit den Dingen. Zeit und Ruhe sind in Spreckelsens Augen die wichtigsten Voraussetzungen, um das selbständige forschen zu ermöglichen und missglückte oder missverständliche Versuchsergebnisse nicht als frustrierend zu erleben. Frust nämlich lässt das Interesse erlahmen und zerstört möglicherweise die Lust am physikalischen Experimentieren für eine lange (Schul-)Zeit. Der Erwachsene sollte lediglich als Begleiter nicht aber als Durchführender zur Seite stehen, denn "gestellte Antworten behindern eigenes Nachdenken."
Die Experimente sind diesem Gedanken entsprechend einfach gestaltet. Sie lassen sich ohne große Vorbereitung aufbauen und durchführen. Alle nötigen Materialien sind leicht zu beschaffen, den Kindern aus ihrem Alltag vertraut oder zumindest aus dem Schulunterricht bekannt (lediglich die Anleitung zur Demontage einer Brille könnte zu Ärger führen). Die beschreibenden Texte sind kurz, verständlich und werden stets durch eine kleine bildliche Darstellung begleitet.
Charlotte Wagner setzt mit Farben schlichte aber klare Zäsuren, bietet Orientierungshilfen und entspricht mit ihren lustigen Zeichnungen der kindgerechten Aufmachung des Buches. Die Seitenzahlen beispielsweise sind mit der im Inhaltsverzeichnis entsprechend gewählten Farbe eines Kapitels unterlegt, so dass sie wie ein Register genutzt werden können. Zusätzlich ist auf jeder Seite der Titel des Kapitels am unteren Seitenrand zu lesen - ebenfalls in der entsprechender Farbe gedruckt.

"Das U-Boot in der Limoflasche" ist mehr als die Sammlung aller Versuchsbeschreibungen, welche die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung unter der Rubrik "Jugend forscht" veröffentlichte. Spreckelsen begleitet seine Versuchsanleitungen mit kurzen Erklärungen oder Hinweisen auf Zusammenhänge mit anderen alltäglichen Phänomenen, bietet von einem Ausgangsversuch startend weitere Experimente zur Erklärungsfindung an. Auf diesem Wege sollen die Kinder zum Vergleichen und Analogisieren angeregt werden, da sich das Versuchsgeschehen so fester im Bewusstsein verankert. "Transduktionsschluss" nennt man diese Art des Lernens: neue Phänomene werden zu bereits bekannten in Beziehung gesetzt.
Neben der Darstellung von physikalischen Funktionsprinzipien, runden Fachinformationen (welche allerdings kein Physikbuch ersetzen sollen, sondern "Hinweise auf fachsystematische Begründungen von Phänomenen und Versuchsergebnissen geben") sowie zwei Literaturhinweise "für alle, die es noch genauer wissen möchten" die Publikation ab. Spreckelsen und Wagner gelingt gemeinsam eine übersichtliche Aufbereitung scheinbar komplizierter Sachverhalte. Es ist ein Buch, das Neugierde weckt und Spaß macht.

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Diese Rezension wurde verfasst von ar.
Veröffentlicht am 01.01.2010