Das Schweinesystem

Autor*in
Wolfschmidt, Matthias
ISBN
978-3-10-002546-3
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
235
Verlag
S. FISCHER
Gattung
Buch (gebunden)Sachliteratur
Ort
Frankfurt
Jahr
2016
Lesealter
14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Fachliteratur
Preis
18,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Teaser

Wie werden Schwein, Rind und Huhn in der deutschen Nahrungsmittelindustrie verarbeitet? Wo werden sie verwendet, teilweise ohne Angaben auf den Verpackungen? Welche Schmerzen und Krankheiten müssen die Tiere für ihre mittlerweile optimalste Verarbeitung auf sich nehmen? Darüber informiert das Buch sachlich, ohne gleich missionieren zu wollen.

Beurteilungstext

Der studierte Tierarzt und foodwatch-Aktivist Matthias Wolfschmidt will in seinem Buch die einkalkulierte Industrialisierung tierischer Produkte aufzeigen. Die durch gezielte Zucht und Massentierhaltung entstehenden Produktionskrankheiten versucht er anhand offensichtlich gut recherchierter, wissenschaftlicher Studien und Veröffentlichungen Dritter zu belegen.
Sein erstes Kapitel beginnt mit der gutachterlichen Feststellung des wissenschaftlichen Beirates für Agrarpolitik. Danach seien die Haltungsbedingungen für Nutztiere in Deutschland nicht zukunftsfähig.
In seiner Auswertung kommt Matthias Wolfschmidt zu dem Schluss, dass jedes vierte Tierprodukt von einem kranken Tier stammt.
Bei seinen Aussagen bleibt festzuhalten, dass er die gesammelten und ausgewerteten lediglich nennt. Die Wertung überlässt er zum Großteil Studien Dritter oder dem Leser. Das spricht grundsätzlich für eine Sachlichkeit und Objektivität seiner Arbeit.
Im dritten Kapitel wird jedoch die Vermarktung der tierischen Produkte beschrieben und zugleich kritisiert. Hier wendet sich die Ansicht des Autors. Er schafft es nicht dem Leser eine eigene Meinungsbildung zu überlassen.
Es steigern sich im Buch die Thesen und Behauptungen, die er letztlich nur aufstellen kann.
Mit seinem Ziel durch das Buch neue Leser für das Thema zu interessieren und ggf. zu gewinnen und nicht gleich mit stichhaltigen Beispielen und Nachweisen zu füllen, liegt hierleider die Schwäche des Buches. Es fehlen letztlich die Bespiele für seine Thesen und Vorwürfe gegen über den Massentierindustrie. Hierbei soll ihm nicht abgesprochen werden, dass Vieles richtig ist. Ohne Quellen bleibt sein Text jedoch nur ein Aufruf mit Szenarien, die sich nicht mit Berichten unterlegen lassen.
Matthias Wolfschmidt bieten mit dem fünften Kapitel Lösungsansätze. So sollten hohe Mindeststandards gelten. Er spricht weiter von einer europaweit-einheitlichen Umsetzung begleitet von einem Außenhandelsschutz. Das sind hohe Ziele. Zweifel sind hier nicht schwer zu finden, in wie fern die Realpolitik und die Landwirtschaftsindustrie hier eine Veränderungen herbei führen wollen.
Dem, neben der Massentierhaltung seit Jahren ansteigenden, Glauben an die Gerechtigkeit eine bessere Tiefhaltung bei kleineren oder sogenannten Bio-Betrieben beim Kauf solcher Produkte zu erhalten, bleibt ein Verdienst von Matthias Wolfschmidt in seiner Arbeit. Mitunter wird in solchen Betrieben größere Verletzungen bereits bestehendener Verpflichtungen festgestellt, als bei den Großbetrieben. Das ist wiederum keine Pauschalisierung. Jedoch kann somit auch auf den Bereich der Klein- und Bio-Betriebe keine pauschale Aussage zutreffen, dass tierisch Produkte aus dem Bereich bedenkenlos konsumiert werden können.
Der Verbraucher muss sich dieser Einsicht stellen und wieder kritischer in allen Bereichen auftreten, will er seiner Verantwortung gegen über dem Tier gerecht werden.
Letztlich bleibt festzustellen, dass Matthias Wolfschmidt kein Buch gegen die Landwirtschaft oder die tierischen Bauernbetriebe geschrieben hat, sondern vielmehr deren Reformation erreichen möchte:
„Nur noch Lebensmittel von gesunden Tieren!“
Die Texte sind teilweise wissenschaftlich unterlegt. Matthias Wolfschmidt gelingt es jedoch meist verständliche Formulierungen dafür zu finden.
Dem interessierten Leser ist das Buch zu empfehlen. Es zeigt keine Lösungen für alles. Jedoch bietet es sich an, die teilweise erstaunliche und beim Wissen über Tierhaltung abneigende Haltung zu untermauern oder zuletzt sich den Folgen des Konsums bewusst zu sein.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Veröffentlicht am 12.06.2017