Das Schloss in den Wolken

Autor*in
Montgomery, Lucy Maud
ISBN
978-3-551-56014-8
Übersetzer*in
Püschel, Nadine
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
368
Verlag
Königskinder Verlag
Gattung
Ort
Hamburg
Jahr
2015
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
18,99 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Diese Perle aus dem Hause der ‚Königskinder’ verführt einen in das Kanada der vorletzten Jahrhundertwende und beschert einem einen etwas anderen Adoleszenzroman. Ein tolles Buch für müßige Stunden.

Beurteilungstext

Eines Morgens erwacht Valancy und findet den Weg in ihr ‚blaues Schloss’ nicht mehr: Das romantische (eben blaue) Schloss, in dem sie eine umworbene Prinzessin ist. In der Realität aber – aus der sie nun nicht mehr entfliehen kann – ist sie eine 29-jährige Frau, die von der Familie schon längst als alte Jungfer abgeschrieben ist: Ihr Leben ist trist, eintönig und voller familiärer Zwänge. Eine Verwechslung, ein bloßer Zufall bringt die alles entscheidende Veränderung: Valancy bekommt die Diagnose, nur noch ein Jahr zu leben zu haben. Diese Nachricht vom nahen Tod nimmt ihr die Angst vorm Leben: Sie will leben, wenigstens einen glücklichen Moment gehabt haben und sich nicht länger fremdbestimmten lassen. Diese Entscheidung – die erste eigene Entscheidung – lässt sie ihre Umgebung mit anderen Augen sehen: klar, zynisch und frech – heute würde man sagen – mit pubertärem Größenwahn. Sie genießt die Freiheit und wähnt sich von den Konsequenzen befreit: schließlich stirbt sie bald. Auch wenn man von Anfang an ahnt, dass Valancy nicht sterben wird, gelingt der Plot aus einer vermeintlichen Konsequenzfreiheit und der plötzlichen Einsicht, eben doch für sein Handeln einstehen zu müssen. Die Erkenntnis, die jeder in der Pubertät machen muss, tritt wunderbar deutlich hervor: Man ist verantwortlich für sein Handeln und für seine Zukunft.
Die historische Distanz der Erzählung macht es möglich, die Herausforderungen der Pubertät im Gewand einer anderen Zeit erleben zu können. Man darf behaupten, dass dem Königskinder Verlag mit der Wiederauflage des erstmals 1926 erschienen Romans ein echter Kunstgriff gelungen ist. Was andere Autoren mühevoll zu konstruieren versuchen, um eine vergleichbare Wirkung zu erzielen, ist hier in der historischen Distanz einfach gegeben: wunderbar.
Ungewohnt und für weniger geneigte Leser vielleicht etwas abschreckend ist die Beschreibungsopulenz. Insbesondere die Naturschilderungen sind ausladend und entschleunigen das ohnehin langsame Erzähltempo noch zusätzlich. Man erlebt eben tatsächlich ein Erzählen aus anderer Zeit. Das muss man mögen und sich darauf einlassen oder eben auch nicht. Aber es darf auch Bücher geben, die widerborstig sind und nicht jedem gefallen. Es ist das Recht eines jeden Lesers, ein Buch wegzulegen (Daniel Penac). Das Verdienst des Königskinder Verlags ist es, solche Bücher trotzdem auf den Markt zu bringen. Danke!
Und für alle, die das Buch nicht lesen: Die wichtigste Erkenntnis von Valancy, die für jeden gilt: Man muss aufbegehren, um sein Glück zu finden.

(Jochen Heins, AJuM Hamburg)

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Diese Rezension wurde verfasst von jhe; Landesstelle: Hamburg.
Veröffentlicht am 05.10.2015

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