Das Schimmern der See. Als Seenotretter auf dem Mittelmeer

Autor*in
Pourviseh, Adrian
ISBN
978-3-96445-100-2
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Pourviseh, Adrian
Seitenanzahl
213
Verlag
avant-verlag
Gattung
Comic
Ort
Berlin
Jahr
2023
Lesealter
16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
FachliteraturFreizeitlektüre
Preis
26,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

In der Nähe der libyschen Küste, einige Kilometer von den libyschen Gewässern entfernt, herrschen unmenschliche Bedingungen. Tausende Flüchtende versuchen, das Bürgerkriegsland Libyen über die internationalen Gewässer zu verlassen. Doch mit untauglichen und überfüllten Booten kommen sie oft nicht weit. Der Autor war einige Zeit als Fotograf mit den Seenotrettern der Sea-Watch 3 unterwegs und schildert seine Erlebnisse in diesem Erfahrungsbericht, der als Comic mit bunten Illustrationen gestaltet ist.

Beurteilungstext

Beim vorliegenden Comic handelt es sich um einen Augenzeugenbericht über den Alltag an der europäischen Außengrenze auf dem Mittelmeer. Als Fotograf nahm der Autor Adrian Pourviseh ab dem Jahr 2019 an Seenotrettungsmissionen teil und dokumentierte im Rahmen dieser Tätigkeit, wie die Rettung von Flüchtenden auf den internationalen Gewässern abläuft.
Die im Comic beschriebenen Geschehnisse fanden im Sommer 2021 statt, nachdem der Autor mehrere Wochen lang Schulungen zum Verhalten während Seenotrettungen absolviert hatte. Er begibt sich mit einem Team der Sea-Watch 3 auf den Weg in die Nähe der libyschen Besatzungszone, wobei die Hoheitsgewässer Libyens nicht befahren werden, weil dies zu gefährlich wäre. Aber auch in der Nähe der libyschen Gewässer herrscht ein harter Alltag: Täglich versuchen tausende Menschen aus dem Bürgerkriegsland Libyen über die internationalen Gewässer zu flüchten, wobei es wegen überfüllten, untauglichen Booten zu unzähligen Seeunglücken kommt. In den angrenzenden Ländern gibt es Ansprechpartner und gesetzliche Regelungen, wonach den Flüchtenden geholfen werden müsste, in der Realität werden die Menschen laut Bericht des Autors aber ihren Schicksalen überlassen und die verschiedenen Staaten und Länder entziehen sich ihrer Verantwortung.
Die Besatzung der Sea-Watch 3 versucht, diesen Menschen zu helfen. Im beschriebenen Zeitraum stoßen die Seenotretter unter anderem auf ein zweistöckiges Holzboot mit 400 Personen an Bord, welches bereits mit Wasser vollläuft. Zudem ist die libysche Küstenwache auf dem Weg, die die Flüchtenden zurück in ihr Land verschleppen möchte, wo ihnen viele Gefahren drohen: Sklavenarbeit und -handel, Sexsklaverei, Folter und Vergewaltigungen gehören dort zum Alltag vieler Menschen. Der Crew gelingt es mit viel Mühe und Durchhaltevermögen, alle Menschen auf dem Boot zu retten. Doch die Menschen haben noch einen schweren Weg vor sich: Welches Land nimmt sie auf? Welche Anforderungen gibt es? Wird der Asylantrag bewilligt?

Der Autor schildert seine eigenen Erlebnisse mithilfe vieler bunter Illustrationen als Comic. Er beschreibt den Alltag auf dem Mittelmeer, aber auch die Gefühle, Sorgen und Ängste, die mit dieser Tätigkeit einhergehen. Dabei erläutert er ziemlich genau, was bei solchen Rettungsaktionen beachtet werden muss, nach welchen Schritten vorgegangen wird und mit welcher Mühe die Menschen von ihrem sinkenden Boot auf das Rettungsboot gelangen. Er weist darauf hin, dass verschiedene Länder, auch innerhalb der EU, die Augen verschließen und diese Menschen auf dem offenen Meer sterben lassen, obwohl sie durch verschiedene gesetzliche Grundlagen zur Hilfe verpflichtet sind. Es handelt sich insgesamt um einen mitreißenden Erfahrungsbericht, der sehr informativ, aber gleichzeitig erschreckend und traurig ist.

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Diese Rezension wurde verfasst von Jessica Contes; Landesstelle: Rheinland-Pfalz.
Veröffentlicht am 20.03.2024