Das Rätsel der Varusschlacht

Autor*in
ISBN
978-3-7716-4379-9
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Ensikat, Klaus
Seitenanzahl
192
Verlag
Fackelträger
Gattung
Ort
Köln
Jahr
2008
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
19,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Sehr angenehme Sprache, tolle Illustrationen voller hintergründigem Humor, eine Darstellung, die viele Facetten aufzeigt und gar nicht selbst-überheblich daherkommt: Da spielt es keine Rolle, "wo" "die" Schlacht "der" Germanen gegen die Römer stattfand. Wir erfahren außerdem viel über die Befindlichkeiten von Historikern und Archäologen, sodass wir uns einfach unser eigenes Urteil bilden. Das Buch hilft.

Beurteilungstext

Das Buch über Varus und das Verhältnis der Germanen zu den Römern und umgekehrt beginnt mit einer sehr sympathischen Einführung in die unterschiedlichen Aufgaben von Geschichte und Archäologie, die doch beide versuchen, die Vergangenheit lebendig zu machen. Sitzen die einen jedoch hinter Bücher, wühlen die anderen im "Schlamm der Vergangenheit". Direkter Anlass für das Buch ist ein Jubiläum, denn im Jahre 9 nach Christus wurden "die Truppen des Quinctilius Varus in einer dreitägigen Schlacht von Arminius und seinen germanischen Kriegern besiegt". So weit ist dieser Vorgang unbestritten. Alle Details jedoch erscheinen als Fantasie, die Folgen (u.a. die Trennung Roms von Germanien durch den Limes) sind Interpretation.
Die Geschichte ist immer die Geschichte der Sieger. So ist unser Geschichtsbild geprägt von den Römern, an erster Stelle vielleicht ist Caesar zu nennen, der seine Taten auch noch selbst als tapferen Helden beschrieb, seine Gegner dagegen, wenn es denn überhaupt welche waren, als äußerst unsympathisch, barbarisch und blutrünstig
Wolfgang Korn schreibt ausgesprochen humorvoll, deckt Konflikte auf ohne zu moralisieren und macht aus dem trockenen Thema eine spannende Geschichte, bei der man fast nebenbei viel lernt. Er steht damit im krassen Gegensatz zu Tacitus, der im übrigen nur indirekt von der Varusschlacht berichtete und vor allem bei der Ortsbeschreibung sehr ungenau blieb. Das führt zur derzeitigen Situation, in der verschiedene Orte Deutschlands damit werben, der Geburtsort des "Freiheitsdrangs der Deutschen" gewesen zu sein.
So sprachlich angenehm der Text, so hintergründig die vielen Bilder, die Klaus Ensikat liefert. Er zeichnet, strichelt und koloriert wie gewohnt, setzt verschiedene Ereignisse und Personen in neue Beziehungen, liefert uns Bildnisse von vielen Personen (Caesar bis Tusnelda, Vercingetorix bis Hermann) und detailreiche Schlachtengetümmel wie Gegenstände der Soldaten und der Bauern, des beschriebenen Brückenbaus über den Rhein, der aber dennoch wohl nicht stattgefunden haben kann - zu viele Einwände werden ins Feld geführt. Ohne sie lächerlich zu machen, so nimmt Ensikat den "wichtigen Personen" Pathos und Herrlichkeit, setzt sie auf eine Stufe mit dem normalen Menschen. So wird nicht nur durch die experimentelle Archäologie deutlich, dass alles nicht so heiß ist, wie die Luft, die manchmal darum gemacht wird.
Was wir am Ende des Buches immer noch nicht kennen, ist der Ort der Schlacht oder der Schlachten, die zum Selbstmord des Varus führte(n). Aber das auf erheblich höherem Niveau als zuvor.

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Diese Rezension wurde verfasst von uhb.
Veröffentlicht am 01.01.2010