Das Mädchen von weit weg

Autor*in
Thor, Anika
ISBN
978-3-7891-0422-0
Übersetzer*in
Behnken, Kerstin
Ori. Sprache
Schwedisch
Illustrator*in
Jönsson, Maria
Seitenanzahl
30
Verlag
Oetinger
Gattung
BilderbuchSachliteratur
Ort
Hamburg
Jahr
2016
Lesealter
6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
12,99 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Ein kleines Mädchen von irgendwoher klopft eines Tages an die Tür der grauen Frau und sucht ein Zuhause. Die Frau möchte keine Veränderung, aber irgendwie öffnet sie die Tür doch einen Spalt breit. Und so beginnt sich ihr Leben zu verändern.

Beurteilungstext

Das erste Gefühl, wenn man dieses Buch in die Hand nimmt, ist ein haptisches. Ein Leineneinband? Dann sieht man, das Mädchen von weit weg sitzt wie eine kleine Außerirdische unter einem kahlen Baum. Die graue Frau sieht zu ihr und alles scheint sich um das Mädchen zu drehen. Ringsum ist alles weiß und kalt. Nun auf den zweiten Blick sieht man zartes Grün am Baum und einen farbigen Himmel hinter der weiten Landschaft. Das Mädchen ist in einen roten Anzug gehüllt und rot sind auch einzelne Kerzen, die im Hintergrund leuchten. Vor allem aber bestimmen grafisch schwarze Linien das Titelbild und auch die Illustrationen des gesamten Buches.
Das kleine Mädchen klopft an die Tür und bittet um Einlass. Aber die Frau möchte nicht gestört werden. Sie ist an ihre Einsamkeit, die sie grau gemacht hat, gewöhnt. Sie möchte keine Veränderung. Aber doch hat sie ein Herz. Wenigstens einen Moment, eine Nacht bietet sie dem Kind ein Obdach und etwas warme Milch. Und jetzt sieht man, dass ringsum die Sterne leuchten und der Schnee im Mondlicht blinkt. Und auch in ihrem grauen Zuhause gibt es etwas Farbe. Das Feuer im Ofen strahlt, dort, wo die Frau läuft, macht sie Licht. So begleiten zu- und abnehmende Farbakzente die Zuwendung der Frau zum Kind. Bis schließlich eine Farbenpracht entstehen kann.
Der Text bleibt wie die Bilder unkonkret. Es bleibt eine nicht genauer bestimmte Frau und ein Mädchen von irgendwo-her. Die Frau erinnert sich an allgemeine Verhaltensregeln: Was macht man mit einem Kind? Was macht man mit jemandem, der spätabends aus der Kälte zu einem ins Haus kommt? Und sie fragt WARUM? Und sie wird aktiv, weil „nichts mehr so war, wie es sein sollte“.
Das Bilderbuch nimmt das Thema Zuwendung zu Hilfsbedürftigen und Fremden sehr intensiv auf. Die Bilder, die viel Freiraum lassen, ziehen den Leser mit ihrer überdeutlichen Sprache in die Geschichte: ungewöhnliche Perspektiven, stark symbolhafte Bildmittel und die meist wenig differenziert gestalteten Figuren, deren Körperhaltung deshalb ganz besonders eindringlich wirkt. Annika Thor und Maria Jönsson erzählen eine Geschichte, die viele individuelle Bezüge und Deutungsmöglichkeiten offen lässt.

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Diese Rezension wurde verfasst von Jt; Landesstelle: Thüringen.
Veröffentlicht am 28.09.2016