Das Leben spielt sich anderswo ab

Autor*in
Sunne, Linn T.
ISBN
978-3-8369-5464-8
Übersetzer*in
Hoyer, Nina
Ori. Sprache
Norwegisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
110
Verlag
Gerstenberg
Gattung
Ort
Hildesheim
Jahr
2013
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
12,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Vor Ella liegt ein schier endloser Sommer in der kleinen norwegischen Provinzstadt. Ein Sommer mit endlos langen Tagen, an denen die Sonne nie unterzugehen scheint und die sie mit ihren besten Freundinnen auf dem Spielplatz verbringen wird und in dem sie vielleicht die Chance haben wird ihrem Schwarm Simon näher zu kommen. Doch dann ändert eine Nacht voller Alkohol alles. Ella wacht auf den Klippen im Fjord auf und weiß nicht, was passiert ist. Nur, dass nichts mehr wie vorher ist.

Beurteilungstext

Jetzt verbringt Ella den Sommer auf dem Beifahrersitz des 23jährigen Steinar, den alle nur Psycho nennen und der sich ihre Gesellschaft mit Fotos von ihr erpresst.
Auch wenn der Titel zunächst nur auf die provinzielle Natur der Kleinstadt und deren Eintönigkeit anzuspielen scheint, wird im zweiten Schritt jedoch viel eher der Aspekt der Fremdbestimmtheit und Apathie evoziert, mit der Ella ihr Leben führt bzw. es von anderen führen lässt. Es bleibt unbestimmt, was genau an jenem Abend auf den Klippen passiert ist, deutlich geschildert werden nur die von Ella befürchteten Konsequenzen: Ihre Angst vor sozialer Ächtung, Angst vor dem was Steinar machen könnte und die Angst vor dessen Vergangenheit.
Die Erzählung erweckt in der Schilderung den Eindruck eines lähmenden Sommers und einer lähmenden und beklemmenden Stille, die über die Sprache der Erzählung transportiert wird und die Ellas eigene Lähmung widerspiegelt – hervorgerufen durch ihre Unsicherheit und ihre Angst. Gleichzeitig werden Kleinigkeiten beschrieben, die die Monotonie dieses Sommers endloser Autofahrten zwar zu durchbrechen scheinen, aber trotzdem von der lähmenden Stille erstickt werden.
Erst als es zu einem tragischen Tod kommt – der ebenso im Unklaren verbleibt und dessen Aufklärung nicht wichtig scheint – begreift Ella, dass sie ihre Angst überwinden und ihr Leben wieder in die Hand nehmen muss. Übrig bleibt von diesem Sommer, dass die Idylle der Kleinstadt eben keine ist, sondern nur eine trügerische Monotonie auslöst, die lähmt und überdeckt, was unter der Oberfläche passiert.
Der Erzählung gelingt es dabei in eindringlicher Ruhe und ohne Dramatik die Problematik von sozialer Ächtung – sei es durch sexuelle Übergriffe oder gar Homosexualität – zwar nur anzustreifen, aber dennoch beunruhigend deutlich zu thematisieren. Gerade in dieser Reduziertheit und der trügerischen Ruhe, die die Erzählung umgibt, liegt die Stärke der Darstellung.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von StJ.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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