Das laute Schweigen der Francine Green

Autor*in
Cushmann, Karen
ISBN
978-3-423-71287-3
Übersetzer*in
Ernst, Alexandra
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Göbel, Doro
Seitenanzahl
299
Verlag
dtv
Gattung
Erzählung/Roman
Ort
München
Jahr
2008
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
8,50 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Eine neue Freundschaft zwei junger Mädchen auf dem Wege ins Erwachsenenleben wird durch politischen und gesellschaftlichen Druck auf die Probe gestellt, dem ihre Freundschaft ausgesetzt wird.

Beurteilungstext

Der Roman spielt im Jahre 1949 in der Nähe von Hollywood. Sophie und Francine treffen in einer strengen katholischen All-Saints-Schule aufeinander. Sophie ist von der staatlichen Schule geflogen. Es entwickelt sich eine Freundschaft zwischen zwei verschiedenen Menschen. Francine hegt großes Interesse für Filme und Stars. Sie gibt sich in der Schule zurückhaltend und unauffällig, damit kein Ärger entsteht. Sophie hingegen richtet ihren Blick auf die Politik und das Weltgeschehen. Es scheint ihre größte Leidenschaft zu sein, alles zu hinterfragen, ohne Rücksicht zu nehmen auf die Folgen, welche meist in großen Schwierigkeiten enden. Die Freundschaft beeinflusst beide Mädchen in ihrer Entwicklung. Durch Sophie betritt Francine die Welt der Politik, welche zuvor immer von ihr fern gehalten wurde . Sie gerät jedoch ins Zweifeln, denn was ist die richtige Lösung bei diesen schweren geschichtlichen Ereignissen? Sophie und ihr Vater unterstützten die Aktivitäten der Kommunisten, ohne selbst dieser politischen Richtung anzugehören. Francines Vater unterwirft sich den amerikanischen Verordnungen und verfolgt das Ziel, einen Atombunker im Garten zu bauen. Eine dritte Möglichkeit bieten die Aussagen der Nonne in der Schule, denen man auch Glauben schenken könnte.
Zunächst scheint es ein üblicher Jugendroman zu sein, welcher die Zerrissenheit von Jugendlichen widerspiegelt. Jedoch zeigt dieser sich als ein tiefgreifenden Roman, der über die Zeit des Kalten Kriegs berichtet. Zu Beginn des Buches scheint alles alltäglich zu sein. Eine neue Freundschaft zwischen zwei unterschiedlichen Mädchen baut sich auf. Die Schülerinnen aber leben in einer turbulenten Zeit. Die Kommunisten sind gegenwärtig und stellen eine Gefahr dar. Wer diese Meinung nicht vertritt, zählt selber gleich zu den Verdächtigen. Francines Familie passt sich den amerikanischen Vorgaben an. Sophie und ihr Vater erlauben sich eine eigene Meinung und ecken dabei in der Gesellschaft an und zu Sophies Unglück schafft sie es nicht, ihre Meinung auch einmal nicht zu äußern.
Karen Cushmann gelingt es ganz allmählich ,von einem üblichen Mädchenroman zu einer politisch bestimmten Handlung zu kommen , welche die Situation und die Stimmung der Jahre 1949/50 wiederspiegelt.
Über die Figuren des Romans findet der Leser Zugang zu dem Geschehen. Damit spricht die Autorin eine persönliche Ebene an, die jugendliche Leser zum Nachdenken anregt. Die Mischung aus jugendlichen Problemen und geschichtlichen Einflussfaktoren, macht das Buch zu etwas Besonderem. Die Autorin ist selbst zu jener Zeit groß geworden und kann dadurch intensiv Gefühle, Gedanken und Geschehnisse präsentieren und auch ihre eigenen Erfahrungen einbinden. In dem Nachwort erklärt sie politische Zusammenhänge, welch hilfreich für das Verständnis des Geschehens sind. Karen Cushmann gestaltet aus einem scheinbar typisch mädchenhaften Jugendbuch eine wirklich anschauliche und zum Nachdenken anregende Lektüre, immer mit der rechten Portion Einfühlungsvermögen. Francine geht auf eine strenge katholische Schule und befolgt alle Regeln und Anweisungen. Sophie hingegen widerspricht und hinterfragt Aussagen. Ihr Vater gehört zu den Filmschaffenden, die als Kommunisten verdächtigt und verfolgt werden. In diesem Spannungsfeld steht die Geschichte, in deren Verlauf Francine lernt, eigenständig zu denken und Entscheidungen zu treffen.
Dieser lesenswerte Roman beinhaltet eine wenig rühmliche Zeit in den USA. Diese Geschichte kann jedoch auch auf das heutige Geschehen mit Bezug auf Bushs “Krieg gegen den Terror” gesehen werden.

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Veröffentlicht am 01.01.2010

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