Das Labyrinth

Autor*in
Stålenhag, Simon
ISBN
978-3-596-70692-1
Übersetzer*in
Pluschkat, Stefan
Ori. Sprache
Schwedisch
Illustrator*in
Stålenhag, Simon
Seitenanzahl
152
Verlag
FISCHER Tor
Gattung
ComicErzählung/RomanScience Fiction
Ort
Frankfurt am Main
Jahr
2022
Lesealter
16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
FreizeitlektüreKlassenlektüre
Preis
36,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

In einer dystopischen Zukunft zieht sich der letzte Rest Menschheit in geschützte, unterirdische Bunker zurück. Seit schwarze Sphären die Atmosphäre vergiften, ist ein Überleben an der Oberfläche nicht mehr möglich. In dieser lebensfeindlichen Umgebung macht sich ein Geschwisterpaar mitsamt einem Findelkind auf die Suche nach neuen Lebensformen, um zu verstehen, wie sich die Welt um sie verändert hat. Doch nicht nur Flora und Fauna haben sich angepasst, auch die Dynamik der Menschen untereinander hat sich verändert und die Lage zwischen den drei Hauptfiguren eskaliert.

Beurteilungstext

Stålenhags neuester illustrierter Roman entführt Leser:innen in eine düstere Zukunft, in der die Menschheit nur durch völlige Isolation von der Umwelt überleben kann. Die beiden Geschwister Matte und Sigrid haben das Glück, in einer der Enklaven untergekommen zu sein. Jedes Mitglied erfüllt hier eine Funktion. So erforscht Sigrid als Mikrobiologin die sich stetig verändernde Außenwelt, welche nach dem Auftreten sogenannter schwarzer Sphären für Menschen unbewohnbar wurde und stattdessen allerlei merkwürdige Flora und Fauna hervorgebracht hat. Matte begleitet als Teil des Sicherheitsteams Sigrid auf ihren Erkundungsgängen. An dem Tag, von dem Sigrid rückblickend in der Geschichte berichtet, ist jedoch etwas anders. Das Geschwisterpaar wird von einem Kind begleitet, Charlie, dessen Verhalten immer gewalttätiger wird und der durch den Ausflug wieder einen freien Kopf bekommen soll. Die Verbindung der beiden Geschwister zu dem stummen Jungen ist konstituierend für die Geschichte und wird den Leser:innen doch erst in ihrem Verlauf gänzlich klar. Nachdem die drei in dem Außenposten angekommen sind, verzieht sich der Teenager direkt in einen Schlafraum und ist durchweg mit dem nicht funktionierenden Kassettenspieler beschäftigt; scheinbar völlig in seiner eigenen Welt versunken. Unterdessen begeben sich Sigrid und Matte in die Außenwelt, um Proben zu sammeln. Nachdem dies geglückt ist, machen die beiden sich auf den Rückweg. Der Tag endet jäh beim Abendessen, das von Charlie unterbrochen wird, der sich einen Sack über den Kopf gezogen hat und andeutet, die beiden Geschwister anzugreifen. Immer mehr werden die Gewissensbisse von Matte deutlich. Er äußert erste Bedenken seiner Schwester gegenüber, fürchtet, dass der Junge sich an das erinnert, was vor der Enklave passiert ist.
Denn nicht für alle war Platz in den sicheren Häfen, die vor dem Untergang retten sollten. Die Bruchstücke der Erinnerungen von Sigrid, die sich an diese entscheidenden Momente erinnert, werden unterbrochen von Charlies Geschichte. Dass es ebendieser Junge ist, der sich auf den Bildern mit einem älteren Bruder zeigt, wird erst am Ende der Geschichte enthüllt, um zu verstehen, was in der Außenstation als nächstes passiert. Der Strom fällt aus und schwarz gefärbtes Wasser beginnt in die Station zu sickern. Sigrid rennt sogleich los, um nach Charlie zu sehen. Dabei entdeckt sie zuerst den leuchtenden Computerbildschirm, vor dem er die meiste Zeit hier verbrachte. Der Bildschirm offenbart die gefürchtete Tatsache mit der Nachricht: „Ich weiß, was in den Säcken war.“ Sofort macht sich Sigrid auf den Weg zu ihrem Bruder, doch sie kommt zu spät. Charlie hat bereits Rache genommen und sie findet nur noch den leblosen Körper von Matte vor, dem Mann, der für den Tod von Charlies Bruder verantwortlich ist. Von den beiden Brüdern, die sich mit Mühe und Not zur Enklave gerettet hatten, durfte nur das jüngere Kind in die Sicherheit der Station aufgenommen werden. Mattes Sicherheitsteam griff mit grober Gewalt durch, um die Station vor Aufständischen zu schützen. Sigrid entkommt der schwarzen Substanz nur knapp in einem Vehikel, wo sie von einem Suchtrupp gefunden wird. In ihren letzten Momenten erinnert sie sich noch an eine Gestalt, ähnlich der von Charlie, die aus der Station lief, doch hält dies für ein Trugbild. Das letzte Bild zeigt den Jungen, bewaffnet in der menschenfeindlichen Außenwelt, wie er dem schwarzen Regen trotzt und überlässt es so den Leser:innen, das Ende der Geschichte für sich zu formulieren.

Stålenhag packt Leser:innen mit der Intensität seiner Erzählweise bereits mit dem Beginn der Geschichte. Dass diese ein tragisches Ende nehmen wird, ist mit dem ersten Bild bereits klar, das Sigrid in einer Gefängniszelle zeigt, aus der sie die Geschichte erzählt. ‚Das Labyrinth‘ wirft die Frage auf, wie viel es braucht, bis der Mensch seine Menschlichkeit verliert und zeigt, welche Konsequenzen daraus entstehen können. Die Bilder ergänzen den Erzähltext auf sinnvolle Weise, erweitern die Geschichte und verstärken die Atmosphäre durch die surrealen Motive, die in einem realistischen Stil geschaffen wurden. Das Buch lässt sich gut als Gesprächsanlass nutzen, denn Themen wie Kriegsverbrechen und eine sich verändernde Umwelt sind hochaktuell. Der Einsatz für den schulischen Kontext sollte dennoch gut überlegt sein, da die Gewalt graphisch eindeutig dargestellt wird.

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Diese Rezension wurde verfasst von RPTK; Landesstelle: Rheinland-Pfalz.
Veröffentlicht am 16.02.2024