Das kleine Haus am Fluss

Autor*in
Noort, Selma
ISBN
978-3-8369-6241-4
Übersetzer*in
Kluitmann, Andrea
Ori. Sprache
Niederländisch
Illustrator*in
Horstschäfer, Felicitas
Seitenanzahl
208
Verlag
Gerstenberg
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
Hildesheim
Jahr
2024
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
FreizeitlektüreKlassenlektüreBücherei
Preis
16,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Es scheint wieder ein perfekter Sommer zu werden. Juss und seine Cousine Amber klettern in Birnbäumen, baden im Fluss, besuchen Onkel, Tanten und Großeltern und dann passiert etwas ganz Schreckliches: Das Haus, in dem Juss mit seinen Eltern wohnt, steht an einer scharfen Kurve. Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen passiert das, was nie passieren sollte. Wie geht die Familie damit um?

Beurteilungstext

Die in Leiden geborene Autorin, Selma Noort, begann schon während ihrer Ausbildung zur Erzieherin mit dem Schreiben von Kinder- und Jugendbüchern. Seit 1990, als sie 30 Jahre alt war, schreibt sie hauptberuflich Bücher, die mehrfach ausgezeichnet und in mehrere Sprachen übersetzt worden sind. Jetzt legt sie ein Buch über ein kleines Haus an einer Kurve vor.
Dies erinnert an den Roman "Wir retten Leben, sagt mein Vater" von Do van Ranst, der 2007 den Deutschen Jugendliteraturpreis erhalten hatte. Andrea Kluitmann hatte ihn ebenfalls übersetzt. Damals war die Zerstörung des Hauses an einer Kurve eine Befreiung für die jugendliche Protagonistin aus der Enge ihrer Familie.
Jetzt hat das Motiv eine andere Zielrichtung.
Oberflächlich gesehen schildert Selma Noort einen beschaulichen Familiensommer an einem Fluss. Fünf Häuser, die von einer Familie mit mehreren Generationen bewohnt sind, sind das Zentrum des Geschehens. Im vordersten Haus wohnt der etwa zehnjährige Juss. Seine Mutter war schwanger aus Syrien in die Niederlande geflohen, verliebte sich in Walter, einen Handwerker. Hier wächst Juss geborgen und geliebt auf. Besondere Beziehung hat er zu seiner gleichaltrigen Cousine Amber. Mit ihr geht er baden, schwimmt im Fluss, klettert auf Birnbäume, sie graben im Garten nach archäologischen Funden, sie retten nachts einen Betrunkenen aus dem Fluss, Juss begleitet seinen Vater zu Reparaturarbeiten in der Nachbarschaft, fährt mit Amber kilometerweit mit dem Fahrrad, um ehemalige Nachbarn zu besuchen, ... Es könnte ein perfekter Sommer sein.
Und doch sind immer wieder mahnende Hinweise eingestreut. Hinweise auf Verletzungen und Tod: Da erfahren die Kinder, dass ein Bruder ihres Opas als Siebenjähriger ertrunken ist, da stirbt die Lieblingshenne des Großvaters, Juss und Amber schwimmen quer über den Fluss obwohl schnelle Boote unterwegs sind, ...
Eingebettet sind alle Situationen in die Gewissheit, dass hinter allem eine Sicherheit steht; der Zusammenhalt der Familie. Diese unterschwellige Sicherheit machen die Gefahren zwar nicht kleiner, aber sie relativieren sie. Und als es zum Äußersten kommt und Juss lebensgefährlich verletzt wird, ist die Familie da, die ihn und alle Betroffenen auffängt.
Das ist das Tröstliche und Wunderbare an diesem Buch. Neben allen Widrigkeiten des Lebens steht der Zusammenhalt der Familie an oberster Stelle.
Ohne Kitsch und Sentimentalität erzählt Selma Noort von den Schönheiten und den schlimmen Seiten dieses Sommers. Und sie beendet ihren Roman mit der Freude von Juss, der wieder gesund ist und heim zu seinen Eltern will.
Für Selma Noort gehören Freude und Leid, Liebe und Streit zum Leben dazu. Eine Szene verdeutlicht dies: Als sich alle Familienmitglieder gemeinsam treffen um zu feiern, um zu essen und zu trinken, um zu lachen und zu singen, kommt es zu einem heftigen Familienkrach. Aber das Fest endet in Versöhnung.
Selma Noort hat ein zartes Buch über den Zusammenhalt von Menschen geschrieben. Ein Trostbuch für alle, die ihn brauchen und ein wertfreies Buch für alle, die das Leben mit allen Freuden und allen Schmerzen erfahren wollen.
Andrea Kluitmann hat es sensibel in die deutsche Sprache übertragen. Und Felicitas Horstschäfer hat dezente Vignetten dazu geschaffen. Beeindruckend ist vor allem die Illustration zu Beginn und am Ende des Buches. Am Beginn steht die Zerstörung des Hauses und am Ende der gelungene Wiederaufbau. Ein Symbol für das Positive in diesem Kinderroman.

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Diese Rezension wurde verfasst von Walter Mirbeth; Landesstelle: Bayern.
Veröffentlicht am 01.03.2024