Das Kapitänshaus

Autor*in
Kunert, Gina-Violetta
ISBN
978-3-941693-06-7
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Hintzmann, Charlotte
Seitenanzahl
104
Verlag
Schlehdorn
Gattung
Fantastik
Ort
Berlin
Jahr
2012
Lesealter
6-7 Jahre8-9 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
0,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die Fledermaus hatte ein stilles Plätzchen im Kellergewölbe des kleinen Hauses gefunden, doch von Ruhe keine Spur. Immer wieder wird ihr Schlaf gestört. Und nach und nach ziehen in das verlassene Haus oben auf dem Steilhang noch der Kater, der Igel, die Möwe und die Maus.

Beurteilungstext

Es ist einfach knuffig, wie die vier Tiere eine WG gründen, jeder auf den eigenen Vorteil bedacht, streng auf die Einhaltung der Privatsphäre bedacht, um recht bald die eindringliche Erfahrung machen zu müssen, dass die anderen nicht nur Helfer in der Not oder gar Lebensretter sind, sondern schlichtweg gute Freunde und angenehme Gesellschaft in der Einsamkeit. Man beschnuppert sich, man arrangiert sich, man braucht sich, man hilft sich.
Die Wohngemeinschaft hatte sich gemütlich eingerichtet, als eines Tages unverhofft der Besitzer des Hauses, ein bärtiger Kapitän, nach Hause kommt und alles Hals über Kopf fliehen muss.
Doch so schnell will man die gerade gewonnene Bequemlichkeit nicht aufgeben. Wenigstens die Maus ist dazu nicht bereit. Hier entwickeln sich Charaktere, die in der fabelartigen Geschichte den Widerstreit von Zielstrebigkeit, Gutmütigkeit, sturer Hochnäsigkeit, Unsicherheit und Vernunft austragen. Schließlich gewinnen alle, weil sie sich auf den anderen einlassen, als Gemeinschaft agieren und Schwächen des anderen akzeptieren.
Und am Ende haust in dem alten Kapitänshaus eine ungewöhnliche Patchworkfamilie.
Kurze Sätze, viel wörtliche Rede, eine erfrischende Wortwahl und wohlgesetzte Gedanken machen aus dem farbenfrohen Bild eine heimelige Erzählung voller Charme und Gemütlichkeit, in der trotzdem immer die reine Brise der nahen See regelmäßig alle Last hinwegfegt.
Dass die beschriebenen Tiere von Natur aus nicht zu Partnern bestimmt, sogar untereinander Fressfeinde sind, stört die Harmonie der Geschichte wenig. Sie zeigt nur ein Bild auch menschlichen Miteinanders, denn auch hier sind bei weitem nicht alle zu Partnern vorherbestimmt. Obwohl es Fressfeinde in dem großen Haifischbecken ja gar nicht geben dürfte, denn die Vernunft erhebt uns bekanntermaßen über das Tierreich. Doch schon große der Weltliteratur griffen gern auf tierische Bilder zurück, um das hin und wieder deutlich zu machen.
Liebevoll untermalt Charlotte Hintzmann auf vielfältige Art und Weise. Einzelmotive durchflattern den Text ebenso, wie ganzseitige gerahmte Zeichnungen und doppelseitige Bilder den angebotenen Platz füllen, alles schwarz-weiß gezeichnet bis üppig bunt koloriert, je nach Lust und Laune bzw. nach Bedarf.
In der bewegten und technisierten Gegenwart genießt man solcherart Schlupfwinkel für den Geist, die dennoch ansprechend und herzerwärmend Bilder von friedlichem Miteinander malen.

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Diese Rezension wurde verfasst von Wa.
Veröffentlicht am 01.01.2010