Das Jahr, nachdem die Welt stehen blieb

Schlagwörter

• Angst
• Familie
• Tod/Sterben

Teaser

Pearl ist 15 und führt ein recht zufriedenes Leben mit ihrer Mutter und ihrem Stiefvater. Nach der Geburt des des neuen Babys stirbt die Mutter. Pearl fühlt sich vom Stiefvater nicht mehr geliebt und verachtet das Baby.

Beurteilungstext

Ein wunderbares Buch, dass insbesondere durch eine sehr direkte, auch harte Sprache beeindruckt. Die Schilderung der Geschichte bezieht sich auf einen Zeitraum von 12 Monaten und beginnt gleich mit dem größten Schicksalsschlag, der einer Familie widerfahren kann. So ist im Prinzip die große Katastrophe vorweggenommen, denn noch schlimmer - meint man - kann es gar nicht kommen. Ganz ehrlich, sehr emotional und so berührend entwickelt sich die Situation jedoch ständig in einem intensiven Spannungsfeld immer noch weiter. Die negative Gedankenwelt Pearls und die scheinbar ausweglose, trostlose psychische Verfassung wirken besonders tragisch. Dennoch besticht der Roman immer wieder durch Situationswitz, stellt sich frech und unkonventionell dar.
Ein starkes Thema ist hier die Patchworkfamilie und die Frage nach gleichgestellter Liebe zwischen Stiefvater und Kind, bzw. Vater und leiblichem Kind , sowie zwischen Schwestern unterschiedlicher Väter.
Überraschend begegnet Pearl ihrer verstorbenen Mutter , scheint sie als einzige in der Familie sehen und sprechen zu können. Diese Begegnung wiederum zieht sich durch die gesamte Entwicklung und führt den Leser noch einmal auf eine andere Ebene der Beziehung Mutter-Tochter.
Es kommt zur Aussprache mit dem Vater, es kommt die Erkenntnis das der Stiefvater keine Schuld am Tod der Mutter trägt, es entwickelt sich eine zarte Liebe zu einem jungen Mann, die Freundin spricht deutliche Worte und das Baby- auch Ratte genannt - erobert das Herz von Pearl.
Das Buch überzeugt mit Sprache, Witz, Tempo und Sensibilität, ohne sich in zu überdimensionierter Tragik zu verlieren.