Das Jahr, nachdem die Welt stehen blieb

Autor*in
Furniss, Clare
ISBN
978-3-446-24626-3
Übersetzer*in
O´Brian, Andrea
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
267
Verlag
Hanser
Gattung
Ort
München
Jahr
2014
Lesealter
16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
16,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die Welt bleibt für die 16-jährige Pearl stehen, als ihre Mutter bei der Geburt der Schwester stirbt. Fortan hasst sie das Baby, den Vater, der zudem gar nicht ihr Vater ist, die Schule, die Freundin. Fast ein Jahr lang verweigert sie sich, bis sie die idiotische Idee bekommt, ihren leiblichen Vater, den sie nie gesehen hat, zu besuchen. Der Kardinalfehler stellt sich als ein Glücksfall heraus, sie kann sich wieder für das echte Leben entscheiden.

Beurteilungstext

Pearl hat viel von ihrer geliebten Mutter, vor allem ihr Temperament und die Fähigkeit, sich völlig in ihre Depression zu versenken. Rotzig erzählt sie von all den vergeblichen Versuchen der Familie, der Freunde, der Schule und vor allem des Vaters, ihr aus ihrer Verweigerungshaltung heraus zu helfen. Das Baby bezeichnet sie konsequent als Ratte, findet jeden Anspruch an sie als Zumutung. Erst am Schluss des Buches, kurz vor Pearls waghalsigem Versuch, das Paradies bei ihrem leiblichen Vater zu suchen, benennt ihre Großmutter diese Haltung: Sie ist als Prinzessin in der Familie von ihrem Thron gestoßen worden und erträgt es einfach nicht, ihre Rolle mit ""der Ratte"" teilen zu müssen. Erst als sie ihrem leiblichen Vater gegenüber steht und von dem nicht abgelehnt wird, obwohl sie sich in diesem Augenblick nirgendwo falscher fühlen kann als in dieser ihr völlig fremden Familie. Und sie sieht mit Erstaunen, dass dort die kleinen Kinder frech und aufmüpfig, wie sie sind, ganz selbstverständlich geliebt werden (und von der Autorin mit wenigen Strichen als liebenswerte Chaoten dargestellt). Also muss es doch noch ein Leben ohne ihre eigene Mutter geben können. In Tagträumen begegnet ihr die Mutter immer wieder, unverändert ruppig und liebevoll, direkt und aufbrausend diskutiert die mit ihrer Tochter wie zuvor im wirklichen Leben - ein gelungener Schachzug der Autorin, sich unsentimental mit dem Bild der Mutter auseinanderzusetzen. Diese Frau bietet für Geschmuse keine Angriffsflächen - und gleichzeitig wird deutlich, warum die Tochter so gar nicht auf Sentimentales anspringt. Richtig weinen kann sie auch erst in der letzten Szene, ein Jahr nach dem Tod der Mutter: Sie kann jetzt den Tod akzeptieren und das Leben danach inklusive kleiner Schwester dazu.
Aber der Weg dahin ist hart, alle Welt verprellt sie, sie geht Gefahr, alle soziale Bindung zu verlieren. Der Höhepunkt für mich ist dabei der Augenblick, in dem das fast einjährige Baby sie anlächelt und Pearl das so unglaublich findet, dass sie das Glas, das sie gerade in der Hand hält, zerbricht - und sich dabei erheblich verletzt. So wenig akzeptiert sie, dass sie auch nur von irgendeinem Menschen geliebt werden könnte. Und ausgerechnet “die Ratte” scheint sich zu freuen sie zu sehen. Das kann ja wohl nicht sein. Ist es aber, der Leser sieht das spätestens jetzt deutlich, Pearl braucht noch eine ganze Weile dazu.
Pubertät ist schon ganz schön schwierig, besonders wenn noch eine echte Katastrophe dazu kommt. Aber hier sind viele Wohlgesonnene beteiligt, die nicht aufgeben und eine beredte Autorin, die aus der komplizierten Story eine witzige, ergreifende und mitreißende Geschichte macht. Cjh14.09

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von cjh.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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