Das Jahr im Weinbau

Autor*in
Wood, David
ISBN
978-3-948063-31-3
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Wood, David
Seitenanzahl
40
Verlag
pinguletta Verlag
Gattung
BilderbuchSachliteratur
Ort
Keltern
Jahr
2022
Lesealter
ab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
20,00 €
Bewertung
nicht empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Ein Sachbilderbuch über den Weinanbau in Keltern, das eine besondere Würdigung dieses geografischen Ortes darstellt.

Beurteilungstext

Eigentlich lautet der Titel des Sachbilderbuches mit Zeichnungen von David Wood aus dem pinguletta Verlag „Das Jahr im Weinbau“. Damit erweckt es in dem/der Leser*in die Erwartung sehr allgemein Informationen über das Thema „Weinbau“ zu erhalten. Doch kontrastierend dazu entpuppt sich ein differenter Fokus. „David Wood und der pinguletta Verlag, im Weinort Keltern zuhause, schufen mit diesem Buch eine Hommage an ihre Heimat, deren Schönheit ihrer Weinberge und der Natur“. Mit dieser Aussage endet der Klappentext des literarischen Werkes und fasst damit die Intention seines Illustrators sowie des gesamten Verlags pointiert zusammen.
Hier erwachsen Inhalt und Illustration einer persönlichen Beziehung zu einem spezifischen geografischen Raum, der sich durch einen traditionellen Anbau von Wein kennzeichnet und der mit „Heimat“ benannt wird. Sie entführen die Leser*in in den nach Monaten geordneten Jahreslauf des Weinanbaus dieser Region und machen sie mit den verschiedensten Arbeitsgängen vertraut. Dabei liefern die unterschiedlichen Weingüter die gestalterischen Vorlagen zu den einzelnen Monaten. Die Intermedialität von Bild und Text mittels einer durchgängigen Bild-Text-Parallelität unterstreicht den sachlich-informierenden Charakter des literarischen Werkes. Die zeichnerischen Elemente prägen die starke Anlehnung an die Realität und werden streckenweise mit Fotografien hinterlegt. Das Buch endet zum einen mit Fotografien zu Skizzen des Künstlers, zum anderen zeichnerisch, mit einer fröhlichen Runde im Weinkeller, vermutlich einer Weinprobe.
Die unterhaltsame Gesellschaft setzt sich aus Männern und Frauen zusammen, die betont ihr Weinglas in Händen halten, um kritisch-bewundernd den köstlichen Geschmack des Weines zu genießen. Abbildungen weiblicher Personen kommen nur noch auf einer weiteren Seite des Buches vor, nämlich dort, wo es um Laubarbeiten geht, alle anderen Arbeiten, insbesondere diejenigen mit Maschinen, scheinen „Männersache“ zu sein. Mit Blick auf den Text wird die Leser*in gleich zu Beginn des Buches mit Begriffen wie "Historische Keltergebäude“, „Vinifizierung“, „Symbiose“ und „Professioneller biologischer Weinbau“ konfrontiert. Hektarangaben werden mit aller Selbstverständlichkeit, ohne Erklärung, vorausgesetzt.
Vom Anfang bis zum Ende des Buches drängt sich unüberhörbar die Frage auf: Für wen ist dieses Buch eigentlich geschrieben? Welchen Mehrwert bringt es der Leser*in, sich mit dem Weinanbau dieser spezifischen Region auseinanderzusetzen? Worin bestehen sein literarischer Reiz oder seine informative Inspiration? An Kinder ist dieses Sachbilderbuch mit Sicherheit nicht adressiert, darauf deuten bereits die schwer verständlichen fachlichen Ausdrücke gleich zu Beginn des Werkes hin. Aber auch die Inhalte entbehren jeglicher Orientierung am Kind. Dabei wäre doch gerade dies eine reizvolle Herausforderung gewesen, ein Thema, welches eigentlich nicht aus der unmittelbaren Lebenswelt der Kinder entstammt, für diese in attraktiver Weise aufzuschließen. Folglich müsste sich das Buch wohl an Erwachsene richten. Doch auch hier stellt sich eine gewisse Irritation bei dem/der erwachsenen Leser*in ein. Der Inhalt ist stark spezifizierend auf dem „Weinbau in Keltern“ ausgerichtet und auch unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten fragwürdig. Weinanbau in dieser Form stellt eine diversitätsminimierende Monokultur dar, für den ein Pflanzenschutz in Form von „organischen Fungiziden“ selbstverständlich zu sein scheint. Der Eindruck wird erweckt, dass es sich hierbei um natürliche Schutzsubstanzen handelt. Fachliteratur urteilt hier jedoch anders: „Im Biologischen Weinbau und seinen Sonderformen wird auf Fungizide nach Möglichkeit verzichtet oder deren Verwendung zumindest stark eingeschränkt“ (https://glossar.wein.plus/fungizide).
Innovativ-nachhaltige Aspekte, die dem rasanten Rückgang von Biodiversität Rechnung tragen (die Gesamtmasse der gezählten Insekten in Deutschland ist um 76 Prozent zurückgegangen), finden leider an keiner Stelle Eingang in die Welt des „Weinanbaus in Keltern“. Diese scheint auch die einzige Welt zu sein, an die das Buch adressiert ist.

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Diese Rezension wurde verfasst von spu; Landesstelle: Sachsen-Anhalt.
Veröffentlicht am 15.02.2023