Das ist ein Ball

Autor*in
Stanton, BeckStanton, Matt
ISBN
978-3-95470-153-7
Übersetzer*in
Buck, Petra
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Stanton, Matt
Seitenanzahl
34
Verlag
Gattung
BilderbuchBuch (gebunden)Sachliteratur
Ort
Leipzig
Jahr
2017
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre8-9 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
9,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Ein vergnügliches Lesestück, das viel Gesprächsanlass zum Philosophieren über Sprache bietet.

Beurteilungstext

Peter Bichsel erzählt in seiner bekannten Kurzgeschichte "Ein Tisch ist ein Tisch" von einem alten Mann, der alles umbenennt:

"Zu dem Bett sagte er Bild.
Zu dem Tisch sagte er Teppich.
Zu dem Stuhl sagte er Wecker.
Zu der Zeitung sagte er Bett.
Zu dem Spiegel sagte er Stuhl.
Zu dem Wecker sagte er Fotoalbum."

Ähnlich arbeitet dieses Bilderbuch: Auf der rechten Seite ist in stark vereinfachter Form etwas abgebildet (z. B. ein Auto), auf der linken Seite steht im Text "Das ist ein Fahrrad". Konsequent wird so kontrapunktisch erzählt. Dabei baut sich das Buch auf. Nachdem in der ersten Hälfte jeweils nur ein Gegenstand pro Seite thematisiert wird, werden in der zweiten Hälfte die schon bekannten Gegenstände miteinander kombiniert: Rechts sieht man einen Frosch vor einer Großstadtsilhouette, der einen Luftballon in der Hand hält, linkst steht: "Das ist eine Prinzessin, die am Strand einen Drachen steigen lässt".

Wer nun glaubt, dass Kinder im vorschulischen Alter von diesem Buch überfordert sind, von der Irritation nur verwirrt oder gar in ihrem Wortschatz fehlgeleitet werden, irrt gewaltig und sollte das Buch einfach ausprobieren. Nach den ersten Abbildungen ist das Prinzip verstanden, die Sprachspielerei sorgt für gute Laune und ist ein spannender Gesprächsanlass für das Philosophieren über Bedeutung von Wörtern und die gemeinschaftliche Zuschreibung von Bedeutung für eine gelingende Kommunikation. Was Kindern dazu alles einfällt, sollte man nicht unterschätzen.

Und wer glaubt, dass das alles ist, was dieses Buch leistet, der sollte dieses Buch nicht unterschätzen. Denn es gibt noch eine weitere Textebene, die metafiktional den Widerspruch zwischen Text und Bild thematisiert. Zunächst in einer Einleitung, die den Zusammenhang zwischen Bild und Text auf der Verstehensebene anscheinend "normal" anspricht und als "Test" verkauft. Auf den weiteren Textseiten findet sich dann jeweils in kleinerer Schrift ein metafiktionaler Kommentar. Auf der Seite mit dem Auto (Bild) und der Zuschreibung "Fahrrad" (Text) steht z. B.: "Guck dir die Räder an. Das ist auf jeden Fall ein Fahrrad." Und auf der Seite mit der Abbildung von Frosch, Stadt und Luftballon wird kommentiert: "Ist bei dir alles in Ordnung? Du bringst heute ganz schön viel durcheinander, scheint mir." Richtig: Viele Erwachsene mögen das nicht und auch das wird auf der Buchrückseite angesprochen: "An die Großen: Ihr habt ja normalerweise immer recht. Stimmt's? I-M-M-E-R. Schön und gut, aber jetzt sind die Kleinen mal dran. Und deshalb ist alles falsch, was ihr aus diesem Buch vorlest." Und wer sich als Erwachsener darauf einlässt, wird erfahren, wie viel Freude die Kinder an diesem Buch und diesem "Spiel" mit Sprache und Bild haben, auch in der Schule...

Christoph Jantzen, AJuM Hamburg

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Christoph Jantzen; Landesstelle: Hamburg.
Veröffentlicht am 03.09.2017

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