Das Ich-Buch

Autor*in
Deuchars, Marion
ISBN
978-3-96244-297-2
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Deuchars, Marion
Seitenanzahl
60
Verlag
Laurence King
Gattung
Sachliteratur
Ort
London
Jahr
2022
Lesealter
8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Büchereididaktisches MaterialFreizeitlektüre
Preis
11,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Ganz auf seine Kern-Kompetenzen Fantasie, Kreativität und Spaßerleben gestellt lernt der junge Leser im Frage-Antwort-Dialog und im Zeichnen sich selbst im physischen, psychischem und sozialen Bereich, also sein "Ich", kennen. Das Buch leistet einen bedeutsamen Beitrag zur gesunden Entwicklung des jungen Menschen auf dessen Weg zu einer gefestigten und selbstbestimmten Persönlichkeit.

Beurteilungstext

Im größeren Format 29 cm x 21 cm erweckt es mit seinen 60 (gezählten, weil nicht eingetragenen) Seiten den Eindruck eines Arbeitsheftspamphlets. Dessen Klappseiten vorne und hinten dienen als Lesezeichen und ermöglichen einen schnellem Zugriff auf die aktuell bearbeiteten Leseseiten. Somit wird auf die Seitenangaben und das Inhaltsverzeichnis verzichtet.
Die schottische Autorin Marion Deuchars beschreibt sich als international gefeierte Kinderbuchautorin und zugleich als ihre eigene Illustratorin. Der englische Verlag Laurence King Publishing gibt im Impressum an, sich für eine ethische und nachhaltige Produktion einzusetzen.
Auf den drei Themenebenen Physis, Psyche/Emotionen und Soziales ergründet die Autorin das "Ich" des Lesers. Zu Beginn thematisiert sie den kindlichen Körper mit dessen Fähigkeiten für Geschicklichkeit und Ausdauer, sodann die Psyche mit ihren Träumen und Gefühlen (Mimik malen, Dankbarkeit und Frohsinn). Allgemeine Ängste etwa vor Spinnen, Monstern, Gewitter werden im Multiple-Choice-Verfahren angesprochen. In den sozialen Persönlichkeitsaspekten wird etwa nach bestimmten Vorlieben und Abneigungen, fürsorglichem Verhalten, nach Freizeitaktivitäten und der Gestaltung seiner äußeren Erscheinung (Kleidung, Frisur etc.) gefragt. Gestellt werden Fragen nach den eigenen inneren Fähigkeiten ("Was kann ich alles?"). und sozialen Aktivitäten etwa einem Beitrag zur Rettung des Planeten. Vergangene Zeiten und Vorstellungen von der Zukunft werden über eine fiktive Reise mit der Zeitmaschine vergegenwärtigt: Was war damals, wie könnte es in Zukunft sein? Welcher Beruf könnte für mich später in Frage kommen?
Den krönenden Abschluss dieses Buches bildet der abgerundete "Brief an mein zukünftiges Ich" , in welchem der Leser seinen Gedanken zur momentanen Situation und zu seiner Zukunft nachgeht. Dieser hoch diskrete Brief kommt quasi im Buch unter Verschluss - für ein späteres Nachlesen.
Wie wird der junge Leser nun aus seiner "Ich-Reserve" gelockt?
Unterschiedliche Frage- und Maltechniken bestimmen den Mittelpunkt dieser Selbstanalyse.
Der Text erscheint in einem wechselnden Schriftbild aufgelockert. Die dialogbasierten Fragen und Anregungen sind unterschiedlich formuliert und rein sachlich vorgetragen. So etwa ist der Leser aufgefordert, einen begonnenen Satz zu Ende führen ("Wenn ich groß bin, ..."), Anweisungen nachzukommen ("Zeichne Portraits von deiner Familie..."), freie Aussagen zu treffen ("Am liebsten zeichne ich ...") oder geschlossene Fragen stichwortartig mittels Multiple-Choice-Fragen zu beantworten (" Gewitter? Dunkelheit? Spinnen"). Erscheint der Text optisch unbedeutend, so ist er inhaltlich umso gehaltvoller. Das Zeichnen, sozusagen eine restliche Kernkompetenz aus frühkindlicher Zeit, verhilft dem junge Leser, aus sich herauskommen. Zum Beispiel sind gefragt das freie Malen ("Zeichne alles, was du auf dem Weg zur Schule siehst."), das farbige Ausmalen von Textblasen, Zeichnen eines "Selfie"-Gesichts oder eines traurigen, verärgerten oder fröhlichen Gesichts.
Der Dialog mit dem eigenem Ich erfolgt im geschützten Ichselbst-Raum. Fragen von außen, etwa durch die engsten Bezugspersonen z.B. Eltern, sind nicht zugelassen. Auf diese Weise entstehen hoch authentische Aussagen zum eigenem Ich, die dem Betreffendem erst später ("Ein Brief an mein zukünftiges Ich") so richtig bewusst werden.
Hinter dem zunächst unauffällig erscheinendem Allerweltskindermalbuch verbirgt sich ein sehr schätzenswerter jugendlicher Ratgeber zur Selbstfindung und Selbstentfaltung. In einer Zeit der drohenden Selbstentfremdung durch Internet und Medieneinflüsse in einer nach außen gerichteten Gesellschaft bedeutet dieses Buch für den jungen Leser geradezu ein Lese-Muss.

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Diese Rezension wurde verfasst von Gierlich35; Landesstelle: Nordrhein-Westfalen.
Veröffentlicht am 22.08.2022