Das Gutachten

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Teaser

Ein Krimi in Comicform, der sich mit dem Thema Schuld und Verantwortung auseinandersetzt

Beurteilungstext

Die Bonner Grafikdesignerin und Illustratorin Jennifer Daniel (*1986), die mit ihrem Comicdebüt „Earth Unplugged“ (jaja, 2012) bereits für den renommierten Max-und-Moritz-Preis nominiert war, hat für ihren neuen Comic in alten Familienfotos gekramt. Eine lose Fotosammlung, die ihren Großvater mal bei der Arbeit am Rechtsmedizinischen Institut, mal in einem geliehenen Porsche zeigt, hat sie dabei zu der fiktiven Kriminalgeschichte „Das Gutachten“ (Carlsen, 2022) inspiriert. Diese nimmt ihren Ausgangspunkt bei einem nächtlichen Autounfall auf einer Landstraße im Sommer 1977, bei dem eine junge Frau - und wie sich später herausstellt auch ihr Sohn - verunglücken, während von dem Unfallverursacher jede Spur fehlt. Die junge Frau stellt sich als die junge RAF-Sympathisantin Miriam Becker heraus und liegt kurze Zeit später auf dem Tisch in der Bonner Gerichtsmedizin, wo sie der Protagonist Herr Martin für die Akte ablichtet. Als immer mehr Erinnerungen an jene Nacht aufsteigen, wird schließlich deutlich, wie Martin sich selbst schuldig gemacht hat und vor der Entscheidung steht, wie er mit dieser Schuld umgeht. Jennifer Daniel erzählt damit einen spannenden Krimi, der den Konflikt von Schweigen und Verantwortung der deutschen Kriegs- und Nachkriegsgeneration aufwirft. Der Comic fällt dabei zunächst vor allem durch seine grafische Besonderheit auf. Daniel setzt in ihren flächigen Zeichnungen die Ästhetik der 1970er Jahre mit ihren ockerfarbenen Karojacketts und den floralen Mustertapeten gekonnt in Szene, wodurch die Spießigkeit der deutschen Nachkriegsgesellschaft geradezu nachfühlbar wird. Eine spannende Lektüre, die große Fragen aufwirft.