Das große und das kleine NEIN

Autor*in
Braun, Gisela
ISBN
978-3-927279-81-0
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Wolters, Dorothee
Seitenanzahl
36
Verlag
Verlag an der Ruhr
Gattung
BilderbuchSachliteratur
Ort
Mülheim
Jahr
2014
Lesealter
6-7 Jahre8-9 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Fachliteratur
Preis
12,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Ein kleines Kind sitzt ganz zufrieden auf einer Parkbank, isst Schokolade und schaut sich seine Umgebung an. Da bekommt es ungebetene Gesellschaft. Sein Wunsch allein zu bleiben wird solange nicht respektiert, bis es sich deutlich und lautstark zur Wehr setzt.

Beurteilungstext

Das Kind auf der Bank hat einen dichten blonden Haarschopf. Es trägt Jeans, Turnschuhe und einen violetten Pulli mit roten Tupfen und könnte ein Junge oder ein Mädchen sein. Es wird auch nicht nach seinem Namen gefragt, denn die Leute, die auf das Kind zukommen, vertreten eh nur ihre eigenen Ansichten. Zwar fragt die dicke Frau noch: “Darf ich mich zu dir setzen?”, ignoriert aber die leise Antwort des Kindes. Auf der Bank ist ja genug Platz für beide, sie füttert die Vögel und liest Zeitung. Während die Frau nur gedankenlos ist, verhalten sich andere absolut übergriffig; ein großer Junge raubt ihm die Schokolade und ein Mann will es küssen.
Erst als das Kind nicht mehr flüstert, sondern laut schreit, dass es von allen in Ruhe gelassen werden will, gelingt es ihm sich Gehör zu verschaffen. Die Leute sind so verdutzt, dass sie sich beinahe sogar entschuldigen und ihrer Wege gehen. Die Illustrationen, die auch für sich allein stehen könnten, korrespondieren mit dem Text. Das zunächst winzig kleine NEIN ist von Situation zu Situation gewachsen. Es hat gelernt, dass es sich auch allein behaupten kann. Wenngleich dieses Sich-Durchsetzen für ein Kind in der Realität oft viel schwieriger ist, ist doch der Grundgedanke auch schon für Kinder verstehbar. Es ist nicht das Nein des Trotzalters, sondern ein begründetes Nein, das sich seiner eigenen Bedürfnisse und Gefühle bewusst wird - und das kleine und große Leute nicht ignorieren dürfen.

Gisela Braun, die erste Leiterin des vor fast drei Jahrzehnten in Köln gegründeten “Zartbitter”-Vereins, dessen Gründerinnen die Öffentlichkeit auf den sexuellen Missbrauch an Jungen und Mädchen aufmerksam machten, hat dieses Buch, das zu beispielhaftem Verhalten auffordert, sowohl für Kinder als auch für Erwachsene gedacht. Trotz solcher Initiativen und der schnellen Verbreitung dieser und ähnlicher Bücher, die inzwischen auf den Bücherlisten von Kinder- und Jugendschutzverbänden in allen Bundesländern stehen, trotz Theaterstücken und Aufklärung in Schulen, ist noch nichts überholt. Das Buch, das der Verlag an der Ruhr erstmals 1991 veröffentlichte, liegt hier in einer neuen Ausgabe von 2009 vor, für die es inzwischen auch begleitendes Arbeitsmaterial für Kitas und Grundschulen gibt.

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Diese Rezension wurde verfasst von OAL.
Veröffentlicht am 01.01.2010