Das grenzenlose Und

Autor*in
Weihs, Sandra
ISBN
978-3-627-00220-6
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
188
Verlag
Frankfurter Verlagsanstalt
Gattung
Ort
Frankfurt/M
Jahr
2015
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Fachliteratur
Preis
19,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Marie will sterben. Sie hat eine Borderline-Störung, ritzt sich und hat mehrere Selbstmordversuche hinter sich. Emanuel will leben. Doch er hat einen tödlichen Hirntumor und möchte nicht dahin siechen. Die beiden schließen einen Pakt: In dreieinhalb Monaten, am 12. September, Maries 19. Geburtstag, wollen sie gemeinsam Selbstmord begehen...

Beurteilungstext

Marie und Emanuel haben beide eine extreme Kindheit erlebt. Marie als ungeliebtes Kind einer labilen Mutter, Emanuel als Sohn einer Prostituierten, der im Bordell seiner Großmutter aufwuchs. Bei ihr lebt er noch immer, während Marie noch einige Wochen in einer Wohngruppe für Jugendliche bleiben darf.
Krankheitsbedingt hat Ich-Erzählerin Marie eine sehr negative Sicht auf das Leben. Zwischenmenschliche Beziehungen erscheinen ihr als Heuchelei, Hoffnung als Selbstbetrug. Sie scheint gefangen in ihren unglücklichen Kindheitserinnerungen. Marie trinkt zuviel Alkohol, “fickt” mit Johnny, den sie aus ihrer Stammkneipe kennt, und hat keine persönlichen Ziele. Emanuel sieht die Welt mit anderen Augen. Er setzt alles daran, Maries Leben zu retten; und weil die beiden einen besonderen Draht zueinander haben, macht er tatsächlich Fortschritte. In seiner Gesellschaft kann Marie sich entspannen - nicht zuletzt wohl auch, weil er sie in den Konsum von Hasch einführt. Marie lässt sich mehr und mehr auf die emotionale Nähe zu Emanuel und auch zu anderen Menschen ein.
“Das grenzenlose Und” ist ein Buch mit wenig Action, klaren zwischenmenschlichen Beziehungen und vielen analytischen Mono- und Dialogen. Marie erläutert ausführlich ihre Philosophie, die gar nicht pathologisch wirkt, sondern in der sich viele pubertierende Leser wiederfinden werden. Sie geht auch auf ihre Krankheit ein, und mehrfach sind die Leser Zeugen, wenn sie sich verletzt. Aus Maries Diskussionen mit Emanuel und ihrem Therapeuten sowie mit einigen anderen Protagonisten ergeben sich viele interessante Denkansätze.
Sandra Weihs Charaktere sind extrem. Maries Störung, ihre außerordentliche Reflektiertheit und ihr Sexualleben, Emanuels Tumor, der unkonventionelle Therapeut, die überaus engagierte Pädagogin im Heim, Emanuels esoterisch abgedrehte Schwester und ihre “Puffmutter”-Oma und selbst Maries abgewrackte Kumpel aus der Kneipe, keiner ist in dieser Geschichte einfach nur “normal”. Dennoch sind die Charaktere und die Handlung glaubwürdig.
Trotz der ausführlichen philosophischen Ausführungen ist die Geschichte nicht langatmig. Für junge Leser auf der Suche nach dem Sinn des Lebens ist “Das grenzenlose Und” ein sehr empfehlenswertes Buch.

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Diese Rezension wurde verfasst von spra.
Veröffentlicht am 01.10.2015