Das Gänsespiel. Meine Kinderjahre im Internierungslager auf Java

Autor*in
Wertheim, Anne-Ruth
ISBN
978-3-907277-16-4
Übersetzer*in
Ostermann, Ingrid
Ori. Sprache
Niederländisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
48
Verlag
Baobab Books
Gattung
BiografieBuch (gebunden)Sachliteratur
Ort
Basel
Jahr
2023
Lesealter
8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiVorlesen
Preis
22,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Eine niederländische Familie lebte in den 1940er Jahren auf Java, doch als sich die politische Lage änderte, wurde die Familie in ein Internierungslager gebracht. Die Mutter bastelte das in der Familie beliebte Gänsespiel nach. Die Tochter Anne-Ruth Wertheim erzählt hier aus ihrem Leben und erinnert damit an das Schicksal vieler Menschen.

Beurteilungstext

Anne-Ruth Wertheim, die Autorin des vorliegenden Buchs, erzählt hier ihre Erinnerungen an die Zeit im Internierungslager auf Java, als dies noch eine niederländische Kolonie war und ab 1942 von Japan besetzt wurde. Sie und ihre beiden Geschwister Marijke und Hugo fanden 1988 kleine Erinnerungsstücke wieder, die abfotografiert die Illustrationen des Buches bilden. Die Mutter war Historikerin und wollte den Kindern das Zeichnen, das sie selbst so gut beherrschte, beibringen. Und da es keinen Fotoapparat im Lager gab, wurden die mit Datum versehenen Bilder von ihr zu einem Heft gebunden - dieses bildet die Grundlage des Erzählten und veranschaulicht die Umstände im Lager recht deutlich. So sieht man die Menschen im Lager beim Appell, beim Anstehen für die Dusche, auf den Toiletten - ein einfaches Loch im Boden -, beim Wischen des Fußbodens oder bei der Arbeit im Gemüsegarten. Erzählt werden schlimme Umstände, die von Hunger, Unterdrückung, Bestrafung und hartem Alltag berichten. Vor allem, als die Macht der Nationalsozialisten überschwappte, wurde es, da der Vater Jude war, noch schlimmer. Die Japaner unterdrückten sie nun genauso wie die Einheimischen, die es ebenfalls nicht leicht hatten und hart arbeiten mussten im Lager. Dies macht von Anfang an ein komisches Gefühl beim Lesen, auch wenn die Familie selbst vielleicht nichts dafür kann. Doch der Kolonialismus und die dadurch entstehenden zwei Klassen zwischen reichen Niederländer:innen und Einheimischen, denen ihr Land weggenommen wird, hat einen sehr bitteren Beigeschmack und das Mitleid für die Familie hält sich daher bei mir irgendwie leider in Grenzen - auch wenn natürlich niemand eine Gefangennahme verdient hat.
Das Buch erschien bereits 1988 auf Niederländisch, 2008 auf Indonesisch und wurde mittlerweile in einige weitere Sprachen übersetzt. Dem Schreibstil merkt man an, dass hier keine "gelernte" Autorin am Werk war, dafür zeugt es von großer Authentizität. Es gefällt mir, dass mit diesem Buch ein sicherlich eher unbekanntes Thema näher in den Blick gerät und zum Nachforschen, Einfühlen und Diskutieren anregt. Der Lebensweltbezug durch das sicherlich vielen Kinder bis heute bekannte Gänsespiel ist jeweils gegeben - ich kann mir einen Einsatz insbesondere im schulischen bzw. pädagogischen Kontext daher gut vorstellen - für Kinder ab Klasse 3.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Nadine Naugk; Landesstelle: Sachsen-Anhalt.
Veröffentlicht am 05.08.2023