Das feuerrote Kleid
- Autor*in
- Murray, Martine
- ISBN
- 978-3-499-21348-9
- Übersetzer*in
- Stier, Kattrin
- Ori. Sprache
- Englisch
- Illustrator*in
- –
- Seitenanzahl
- 312
- Verlag
- Rowohlt
- Gattung
- –
- Ort
- Reinbek
- Jahr
- 2005
- Lesealter
- 16-17 Jahre
- Einsatzmöglichkeiten
- –
- Preis
- 8,90 €
- Bewertung
Schlagwörter
Teaser
Die 17-jährige Manon läuft von zu Hause weg: Die Mutter ist in der Psychiatrie, der Bruder bei einem Verkehrsunfall getötet worden und der melancholische Vater in dieser unglücklichen Situation nur mit sich selbst beschäftigt. Am Ende dieser Flucht kommt Manon mit sich ins Reine und kehrt gemeinsam mit dem Vater nach Hause zurück.
Beurteilungstext
Keine leichte Kost ist der von der Australierin Martine Murray verfasste Adoleszenzroman „Das feuerrote Kleid“. So wird der Leser lange über die Motive im Unklaren gelassen, weshalb die jugendliche Protagonistin überhaupt von zu Hause weggelaufen ist und wer sie eigentlich ist: Erst im zweiten Drittel zeichnet sich ab, dass die schwierige häusliche Situation und eine nicht ganz glücklich verlaufene Liebe Ursachen für die Reaktion sind. Bis dahin erschweren häufige Rückblenden den Lesefluss, weil sie auf der Suche nach dem Fluchtmotiv nur sehr bedingt weiterhelfen. Nur sehr langsam setzt sich aus den Rückblenden ein Bild der familiären Situation zusammen: Der Bruder ist bei einem Autounfall tödlich verunglückt, die französische Mutter fühlt sich in der australischen Provinz nicht wohl und wird psychisch krank, bis sie letztendlich in ihr Heimatland zurückkehrt und dort behandelt wird. Der Vater ist ein liebevoller, aber schwacher Charakter, der der Familie nicht den notwendigen Zusammenhalt bieten kann. Manon selbst krankt daran, dass die Mutter den Bruder ständig vorzieht, weil sie durch ihn ihre eigenen Träume verwirklicht sehen möchte. Erst nach dem Zusammentreffen mit unterschiedlichen Menschen, u. a. ihrer Großmutter väterlicherseits und dem Ex-Geliebten der Mutter, findet Manon zu sich selbst, bevor der Vater sie zu sich zurückholt.
Gut gelungen ist der Autorin die Innensicht der Protagonistin. So werden innere Konflikte zwischen dem „guten Ich“ und dem „bösen Ich“ nicht nur interessant dargestellt, sondern auch auf einer Metaebene von der Figur selbst reflektiert. Ambivalent ist der dichte Gebrauch von Metaphern und Vergleichen, der dem Roman einerseits einen sehr großen Reichtum an Bildern beschert, andererseits aber in einigen Passagen etwas aufgesetzt wirkt und für eine 17-jährige Ich-Erzählerin etwas überzogen erscheint.
Insgesamt ist „Das feuerrote Kleid“ als „eingeschränkt empfehlenswert“ einzustufen, da die Handlung über weite Strecken nicht transparent wird und es auf diese Weise weder gelingt eine anfangs geweckte Erwartungshaltung beim Leser wenigstens nach und nach zu beantworten, noch Spannung zu erzeugen.