Dangerous Book for Boys. Das einzig wahre Handbuch für Väter und ihre Söhne

Autor*in
Iggulden, Conn und Hal
ISBN
978-3-570-13311-8
Übersetzer*in
Kliche, Martin
Ori. Sprache
Englisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
294
Verlag
Gattung
Ort
München
Jahr
2007
Lesealter
8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
19,95 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Das Dangerous Book for Boys des britischen Autorenteams Gonn und Hal Iggulden ist ein Buch für Väter und Söhne, die gemeinsam bauen, basteln und spielen wollen und dabei die Welt erkunden möchten. Es bietet ein breit gefächertes Sammelsurium an Ideen, Wissen und Aktivitäten.

Beurteilungstext

Das Dangerous Book for Boys war 2006 das meistverkaufte Kinderbuch in Großbritannien und wurde von der Times zu den besten zehn Büchern des Jahres gekürt.
Es tritt auf in einem knallroten Umschlag in Leinenoptik mit einer verschnörkelten Schrift in Gold und Schwarz. Die Seiten erscheinen durchgängig wie altes, verschmutztes Pergament. Es ist mit vielen Grafiken, Tabellen und Fotos ausgestattet.
Sein Äußeres weckt Gefühle von Geheimnis, alter Weisheit und Abenteuer. Man traut dem Buch durchaus zu, viele Jahre auf einer Pirateninsel der Südsee verbracht zu haben.
Bei Vätern weckt es, spätestens wenn sie es aufschlagen, Gefühle von Nostalgie und ungelebten Kindheitsträumen. Ein Baumhaus bauen und eine Nacht darin zu verbringen, mit der Seifenkiste der Schnellste auf der Piste zu sein, in feuerfester Kleidung den Gefahren der Welt entgegentreten zu können – bei welchem Mann meldet sich da nicht das Schweizer Offiziersmesser in der Hosentasche?
In organisierter Unordnung erscheint das Buch wie ein Schatzkästchen, das zum Entdecken und Schmökern einlädt. Kapitel über praktische Dinge, die zum Tun einladen und Geschichten über Entdecker und Forscher, historische Begebenheiten der jüngeren deutschen Geschichte, Beschreibungen der Bundesländer, Benimmregeln, eine Liste über lateinische Redewendungen und eine über Bücher, die jeder Junge gelesen haben muss, ein Grundkurs über deutsche Grammatik und einer über den Umgang mit Mädchen bilden ein breites Themenspektrum. Gefällt ein Kapitel nicht, blättert man einfach zum nächsten, das wieder Interesse weckt.
Auf den ersten Blick erscheint das Dangerous Book for Boys überzeugend. Doch bei näherem Hinsehen fällt auf, dass die Erklärungen oft so kompliziert und umständlich geschrieben sind, dass selbst Erwachsene ihnen oft nicht folgen werden können. Manche Texte erscheinen unvollständig und fehlerhaft. Es fehlen teils wichtige Angaben, um eine bestimmte Tätigkeit auszuführen zu können. Andere Texte haben falsche Daten. So ist Schleswig-Holstein als das flächenmäßig kleinste Bundesland angegeben. Beim Batteriebau werden in einer Grafik Kathode und Annode vertauscht. Der Bau der Berliner Mauer wird auf Seite 187 erst 1967 durchgeführt, und die Asseln werden auf Seite 103 als Läuse bezeichnet. Diese Fehler und andere Ungereimtheiten erwecken den Eindruck, dass dieses Buch zwar äußerlich zu glänzen weiß, inhaltlich den Erwartungen nicht gerecht werden kann.
Das Dangerous Book for Boys nimmt Bezug auf den scheinbar typischen Jungen von Heute, der in einer Welt von Computern und Spielkonsolen gefesselt ist. Es soll dazu dienen, „die Kindheit wieder zu einer Zeit des Abenteuers zu machen“ (so die Times aus London).
Ob aber ein Buch, das über weite Strecken nur zusammen mit dem Vater wirklich nutzbar ist, weil der Baumhausbau beispielsweise mehr als 300,- Euro kosten soll und den Gebrauch einer Tischkreissäge anrät und manche Erklärungen im Buch so kompliziert und umständlich sind, dass selbst normalbegabte Erwachsene daran scheitern müssen, dies möglich machen kann?
Und überhaupt, mal ehrlich, haben wir selbst die größten Abenteuer unserer Kindheit nicht ohne unsere Väter bestanden? Sind in einer Welt, in der die Väter ohnehin äußerst rar geworden sind, die Jungs nicht besser beraten, sich zusammen zu schließen und miteinander Abenteuer zu bestehen? Ein Medium, das Jungen geholfen hätte ohne Erwachsenenhilfe, sich selbstorganisiert auf das Abenteuer des Lebens einzulassen, hätte die Aufmerksamkeit, die dem Dangerous Book for Boys in der angelsächsischen Welt zuteil geworden ist, verdient. Ein Buch, das oberflächlich an Werte und Nostalgie des beginnenden 20. Jahrhunderts ansetzt, kann die Jungs im Hier und Jetzt nicht dauerhaft abholen. Wenn es ihnen den Vater an ihre Seite empfiehlt, ihn aber nicht verfügbar machen kann (wie sollte es auch), sollte es Ideen und Strategien für ein selbstorganisiertes Erleben bieten, was es aber versäumt.
Das Dangerous Book for Boys ist, wie der Titel sagt, ein gefährliches Buch für Väter und Söhne. Für Väter, weil sie gezwungen werden, Abenteuer mit ihren Söhnen zu erleben, die nicht abenteuerlich sein werden und für Söhne, weil sie die wirklichen Abenteuer nicht mit Erwachsenen erleben können, sondern eher mit Gleichaltrigen.
Das Dangerous Book for Boys ist darum eine Illusion. So wie es äußerlich alt und wertvoll auftritt, obwohl es das nicht ist, bietet auch sein Inhalt nur den Eindruck von Abenteuer und Gefährlichkeit.
So bleibt es, wie es aussieht: Vorgefertigt, nostalgisch und mit Fehlern behaftet.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von hops.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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