Clara Schumann - Wunderkind

Autor*in
Reich, Susanna
ISBN
978-3-407-78522-0
Übersetzer*in
Andrae, Irmgard
Ori. Sprache
Amerikanisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
99
Verlag
Gattung
Biografie
Ort
Weinheim
Jahr
2002
Lesealter
10-11 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Klassenlektüre
Preis
5,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Clara Wieck ist gerade fünf Jahre alt, als sie ihre erste Klavierstunde erhält. Ihr Vater Friedrich, selbst Musiklehrer, bemerkt sehr schnell ihr Talent und beschließt, sie zu einer herausragenden Pianistin zu machen. Tägliches, stundenlanges Üben, Härte, Disziplin und die unerbittliche Strenge eines ehrgeizigen Vaters bestimmen von nun an Claras Leben. Nur langsam gelingt es ihr, sich aus seiner Umklammerung zu lösen und ihren eigenen Weg zu suchen. Sie feiert unzählige künstlerische Erfolge und zahlt doch privat einen hohen Preis dafür. Der tragische Tod ihres psychisch kranken Mannes Robert Schumann, schwere Krankheiten und der frühe Tod vier ihrer acht Kinder lasten schwer auf ihr. Finanziell ganz auf sich gestellt, ist sie 10 Monate im Jahr auf Tournee, um ihre große Familie ernähren zu können. Ihre Liebe zur Musik und eine eiserne Selbstdisziplin geben ihr jedoch immer wieder die Kraft, ihr schwieriges Leben zu meistern und sind der Antrieb einer beispiellosen Erfolgskarriere.

Beurteilungstext

Wunderkinder gelten in unserer Gesellschaft als etwas Besonderes - Tennisschläger schwingende Dreijährige, Opern singende Grundschüler oder tapfer lächelnde Turnerinnen, die kaum den Windeln entwachsen scheinen. Sie werden bestaunt, voller Neugier durch die unzähligen Talk- oder Realityshows gereicht und verschwinden zumeist bald wieder in der Versenkung.
Wer fragt da schon öffentlich nach Kinderseelen? Die Autorin des vorliegenden Buches über das “Wunderkind Clara Schumann” hat es getan. Sie beschreibt den Menschen hinter der Geschichte, beleuchtet Glanz und Elend einer beispiellosen Karriere. Die kleine Clara, sprachgestört und verschüchtert, erringt die Liebe ihres Vaters durch Leistung und grenzenlosen Gehorsam. Der Klavierlehrer Friedrich Wieck sieht seine Tochter als sein Geschöpf, als Produkt seiner Unterrichtsmethoden, mit dem er nebenbei noch viel Geld verdienen kann. Keines seiner anderen Kinder oder seine Ehefrauen spielen eine derart symbiotische Rolle in seinem Leben wie Clara. Er duldet keinen Widerspruch und bestraft Fehler oder Eigenmächtigkeiten mit Liebesentzug.
Susanna Reich lässt das Leben der Familie Wieck in der vorliegenden Biographie wieder auferstehen. Zahlreiche Briefe, Berichte von Freunden und Familienangehörigen, Tagebuchnotizen und Bilder geben Einblicke in den Alltag von Clara, beschreiben ihre Ängste und Sorgen, aber auch ihre zeitlebens große Liebe zu ihrem Vater. Das Buch ist gut verständlich geschrieben, sorgfältig recherchiert und vermittelt einen kindgerechten Einblick in die Sozialgeschichte des 19. Jahrhunderts.
Die Autorin steht Claras Vater mehr als kritisch gegenüber und verurteilt seine Erziehungsmethoden nachdrücklich. Doch wie viel Disziplin verlangen herausragende Leistungen? Wie viele persönliche Grenzen muss ein Künstler überwinden, um wirklich sein ganzes Talent auszuschöpfen? Diese Fragen kann auch das vorliegende Buch nicht klären, es kann aber zumindest zu einer Diskussion darüber anregen.
Hohe Erwartungen und die Angst zu versagen sind für Kinder auch heute noch ein Thema, selbst wenn sie erkanntermaßen keine Wunderkinder sind.



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Diese Rezension wurde verfasst von LAK.
Veröffentlicht am 01.01.2010