Che Guevara. Revolutionär, Guerillero und Medienikone.

Autor*in
Bader, Elke
ISBN
978-3-941234-63-5
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
Verlag
Griot Hörbuchverlag
Gattung
Biografie
Ort
Freiburg/Berlin
Jahr
2016
Lesealter
16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
14,90 €
Bewertung
nicht empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Ernesto Che Guevara (1928-1967) steht wie kein anderer für die Sehnsucht und die Hoffnung der Völker nach einer echten Befreiung, nach Überwindung von Versklavung, Kolonisierung und Unterdrückung. Das Hörbuch von Elke Bader, gelesen von Gert Heidenreich und Johannes Steck, will mit dem Mythos "Che" als Revolutionär aufräumen und die Ikone vom Sockel holen.

Beurteilungstext

Das Hörbuch ist hervorragend gemacht, lebendig und abwechslungsreich- Gert Heidenreich ist ein Sprecher, der einen sofort in den Bann zieht, dem man sich kaum entziehen kann. Als zweite Stimme Johannes Steck und dazwischen eingespielte Songs und Originalreden. Einmal kann man Che im O-Ton hören, ein Ausschnitt aus seiner Rede vor der UNO 1964.
Aber leider versucht die Autorin den Hörern ein Che-Bild zu vermitteln, das weder der Persönlichkeit noch der Geschichte gerecht wird. Che Guevara erscheint hier als besessener und narzisstischer, Gewalt verherrlichender Hardliner, der mehr oder weniger über Leichen ging. Nicht verwunderlich ist dies, wenn man im Booklet sieht, dass in der verwendeten Literatur vier mal Gert Koenen als Quelle dient. Gert Koenen ist ein Autor, der nach seiner maoistischen "Jugendsündenzeit" vorwiegend Texte publiziert, die gegen die Linke und jeden Hauch von sozialistischer Perspektive gerichtet sind.
Die technisch aufwändig gemachte Inszenierung, deren Rahmen und Fokus die Beziehung zwischen Fidel Castro und dem späteren "Commandante" Che Guevara sowie die erfolgreiche Revolution auf Kuba ist. Ärgerlich und nachweislich falsch wird im Hörbuch eine tiefe Kluft zwischen Fidel und Che konstruiert, der Ches Kampfgefährte Régis Debray deutlich widerspricht: "Eines ist sicher und ich kann es bezeugen. Es hat nie einen Bruch zwischen Che und Fidel gegeben. ... Wenn es ein Geheimnis gibt, dann liegt es eben in dieser Treue des Nomaden (Guevara) zu dem einzigen sesshaften Chef (Castro) den er je gekannt hat." (zitiert nach: Hetmann, Die Lebensgeschichte des Ernesto Che Guevara, 2003, S. 342)
Die Sprache verrät es: Mit diesem Hörbuchs bzw. der gesamten Reihe - einige Beispiele aus den Track-Titeln: "Rebell ohne Ziel" "Politik im Guerilla-Outfit" "Der totale Krieg", "Jesus Christus mit der Krone" - soll jede Idee einer Überwindung von Unterdrückung und der Chance auf eine umwälzende, revolutionäre Veränderung der kapitalistischen Gesellschaftsordnung diffamiert werden.
Für Jugendliche, die sich für Che Guevara und die Befreiungsbewegungen in Lateinamerika und mögliche Alternativen zum Imperialismus und Kapitalismus interessieren, empfehle ich von Frederik Hetmann: Die Lebensgeschichte des Ernesto Che Guevara mit dem Che zitierenden Titel "Solidarität ist die Zärtlichkeit der Völker", Beltz&Gelberg 2003. Hetmann setzt sich bewundernd, aber auch kritisch mit Guevara auseinander und kommt mit Blick auf die Persönlichkeit des Revolutionärs zu dem Ergebnis: "Das Faszinierendste an seiner Person aber bleibt für mich der existenzielle Versuch, gemäß seiner Einsicht und seinen Erfahrungen zu handeln, entgegen den politischen Konventionen und der Beweiskraft des Realen." (S. 343)
Er nennt diesen extrem hohen Anspruch an sich selbst (und andere), der Guevara eigen war, das "Spartanische".
Dem im Hörbuch deutlich werdenden Versuch, ihn als politisch gescheiterte "Medienikone" und als "popkulturelles" Phänomen zu inszenieren, möchte ich Manuel Vázquez Montalbáns Einschätzung der Bedeutung von Guevaras Kampf heute entgegensetzen: "Heutzutage repräsentiert der Che eine neue Art der Befreiung ... Er steht für das Recht des Individuums, solidarisch zu sein und sich nicht für die eigene Existenz entschuldigen zu müssen." (Le Monde diplomatique, 14.8.98- zit. nach Hetmann, S. 343/44)
Fazit : Ärgerlich und überflüssig !

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Diese Rezension wurde verfasst von ASR.
Veröffentlicht am 01.04.2016