Café Hyena

Autor*in
Benová, Jana
ISBN
978-3-7017-1682-1
Übersetzer*in
Reynolds, Andrea
Ori. Sprache
Slowakisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
172
Verlag
Residenz Verlag
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
Salzburg Wien
Jahr
2017
Lesealter
ab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
20,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

In einer trostlosen Plattenbausiedlung bei Bratislava, Slowakei, leben zwei Ehepaare, die aus ihrem Dasein ausbrechen, indem sie sich regelmäßig im Café Hyena treffen und von einer Zukunft träumen.

Beurteilungstext

Ein kleines Land, ein kleines Volk, kleine Leute – ein kleiner Roman, und doch: welche Fülle gelebten oder besser nicht gelebten Lebens! So kann man dieses Buch kurz charakterisieren. Doch was ist schon „klein“ an Menschenschicksalen, so eintönig-traurig sie auch sein mögen. Die slowakische Schriftstellerin Jana Benová hat für diesen Roman den Literaturpreis der Europäischen Union 2012 erhalten. Sie erzählt das Leben von vier Menschen in der Plattenbausiedlung Petrzalka , einem Stadtteil von Bratislava. Da ist Elza, die letztlich im Mittelpunkt der Geschichten steht, verheiratet mit Ian. Beide sind befreundet mit einem anderen Ehepaar, Rebeka und Lukas Elfman. Um der Tristesse ihrer Wohnsiedlung zu entfliehen (diese wird auf den ersten Seiten beeindruckend und rührend beschrieben), treffen sich die vier regelmäßig im Café Hyena auf der anderen Seite der Donau. „Ihr Grundsatz war, dass immer einer von ihnen arbeiten ging und Geld verdiente, während die anderen drei kreativ tätig waren.“ Alles Geld wird verfuttert, vertrunken und verraucht. Dieses Café Hyena vermittelt den vier Menschen Lebensinhalt, Lebenssinn und damit Lebenstrost. Denn die Ahnung von einer anderen, besseren Existenz und die Sehnsucht danach haben die vier nie aufgegeben. Als sich Elza in einen Balletttänzer verliebt und eine Affäre beginnt, bricht sie zwar aus ihrem Alltag aus, bringt aber ihre Ehe in eine schwere Krise. Auch andere fliehen: Der alkoholkranke Lukas verschwindet plötzlich aus Bratislava, seine Frau Rebeka endet in einer psychiatrischen Anstalt. Erzählt werden diese Schicksale nicht chronologisch, sondern skizzenhaft in kleinen Abschnitten mit Andeutungen, Voraus- und Rückblicken, quasi anekdotenhaft. Der Roman ist flüssig geschrieben, leicht lesbar, sehr spannend und sehr bildhaft erzählt, abwechselnd von einem personalen Erzähler und den Beteiligten selbst. Es ist ein Buch, das traurig stimmt, weil es Mitleid herausfordert mit dem, was traurigen Menschen in trauriger Umgebung zustößt. Aber ein Hauch von Selbstironie und damit Heiterkeit schwebt über der Geschichte. Es ist allerdings eher ein Buch für Erwachsene.

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Diese Rezension wurde verfasst von rem; Landesstelle: Baden-Württemberg.
Veröffentlicht am 26.12.2017