Butz und Rose fahren ans Meer

Schlagwörter

• Diversität
• Familie
• Kindheit
• Typografische Gestaltung

Teaser

"Butz und Rosi fahren ans Meer" ist der sechste Band der entsprechenden Reihe - und steht in der Tradition von Erfolgsreihen für das Alter 2 bis 6 Jahre wie "Kasimir und Grippe" (Klinting) oder "Pettersson und Findus" (Nordqvist). Stets passiert etwas, aber nicht zuviel. Im Vordergrund steht das Beschütztsein der Protagonisten in einer noch weitgehend unbekannten Welt.

Beurteilungstext

Getragen werden die kleinen Alltagsgeschichten rund um die Bären-Schweine-Familie mit den Eltern Papa Bär und Wutz sowie den Kindern Butz und Rosi auf zwei Ebenen: Die erste Ebene bezieht sich - wir haben ein Bilderbuch vor uns! - definitiv auf das in diesem Fall genähte Bild. So wie Antje Damm für ihre Bilderbücher dreidimensionale Szenen klebt, bastelt und zeichnet, setzt sich Ruth Feile an die Nähmaschine und lässt hier großartige Bilder aus Stoffen, Knöpfen, Perlen, Muscheln, Wolle und weiteren dienlichen Materialien entstehen.
Wenn Kinder malen, beginnen sie in der Regel mit dem Wichtigsten, um dem Bild nach und nach weitere relevante Details zuzufügen. Feile mag es ähnlich ergehen: Ihre Figuren sind in jeder Szene der absolute Mittelpunkt - sie und ihre jeweiligen Gemütszustände, die Feile auf bewundernswert präzise Weise darzustellen vermag und die zur Deutung auffordern. Weitere Details der Bilder, etwa das im Zug aufgebaute Picknick, die feilgebotenen Waren auf dem Markt sowie Papa Bärs Einkäufe oder die Verzierungen an der Sandburg von Butz und Rosi, können nach und nach im Miteinander von Vorleser:in und Zuhörer:innen entdeckt und benannt werden. Denn das ist die Aufgabe: Der Text, die zweite Ebene, berichtet nicht alles, was auf den Bildern zu sehen ist! Eine parallele, jedoch nicht auserzählte Bild-Text-Interdepenz liegt vor. Feile liebt ihre Protagonisten und so ist der Text äußerst liebe- und humorvoll. Das pure (Kinder-)Glück spricht aus ihm und dürfte der jungen Zielgruppe ein positives Bilderbuch-Erleben bescheren.
Im vorliegenden Band bezieht sich das Erleben auf einen Familienurlaub am Meer, wo das Wetter mal regnerischer, mal sonniger ist und Kinder viel entdecken können: komisch riechende (warum wohl?) Krabben, die am Strand herumliegen, äußerst aktive Krabben, die in die Nase beißen können (Unterschied zur vorigen Krabbe, na?) und unter Wasser fast durchsichtige Garnelen (was wiederum Anregung für ein weiterführendes Gespräch sein dürfte, bei dem - Achtung! - das erwachsene Fachwissen gefragt ist). Es geht außerdem um verschiedene Arten von Urlaubsaktivitäten einerseits und des Sichentspannens und des Müßiggangs andererseits.
So ganz nebenbei verrät die Autorin indirekt über Text und Bild, was sie selbst für ein gutes und nachhaltiges Leben halten mag: mit dem Zug in den Urlaub zu fahren, Lebensmittel auf dem Wochenmarkt einzukaufen, nicht über das Wetter zu meckern, sondern richtig angezogen auf jeden Fall draußen spazieren zu gehen, es miteinander lustig und gemütlich zu haben und zu begreifen, dass nicht jeden Tag etwas Neues passieren muss, sondern dass eine schöne Routine für alle Familienmitglieder durchaus zufriedenstellend sein kann.
Warum die Autorin mal einzelne Satzteile, mal mehrere Satzteile in unterschiedlichen Farben hat setzen lassen, erschließt sich dem Leser nicht. Eine Logik ist nicht erkennbar, und wenn es einfach nur darum ging, Farbe aufs weiße Blatt zu bringen, wäre dieses Stilmittel verzichtbar gewesen. Denn die genähten Bilder sind Farbe genug.

Anmerkung

- einzigartig in der Gemachtheit,
- gut geeignet, um in intimer Eltern-Kind-Konstellation oder in der Kita vorgelesen zu werden