Brüder Grimm Märchen

Autor*in
ISBN
978-3-86566-159-3
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Zwerger, Lisbeth
Seitenanzahl
96
Verlag
minedition
Gattung
BilderbuchMärchen/Fabel/SageSachliteratur
Ort
Bargteheide
Jahr
2012
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
24,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

10 Märchen und eine Sage aus dem Schatz der Brüder Grimm hat Lisbeth Zwerger ausgewählt, um ganzseitige Bilder und Illustrationen beizusteuern sowie einige Zeichnungen zum Beginn der jeweiligen Texte. Das Buch ist hochwertig und liebevoll produziert, nicht zuletzt der Schutzumschlag und die Seitenrahmen zeugen davon.

Beurteilungstext

Bis auf zwei sind es die bekannten Märchen der Grimms, Froschkönig, Hänsel und Gretel, das tapfere Schneiderlein, Rotkäppchen usw. Die weniger bekannten sind "Der arme Müllersbursch und das Kätzchen" sowie "Hans mein Igel", die Sage erzählt vom Hamelner Rattenfänger und ist eine von fast 600, die die Brüder Grimm ebenfalls sammelten (vgl. auch http://www.maerchenlexikon.de/Grimm/sagen-grimm.htm). Die Texte sind vom Original übernommen, was für heutige Kinder (und eventuell auch deren Eltern) einige Verständnisprobleme geben könnte: Was sind Wetzsteine und Winkeleisen, was ist mit "geblänkt" gemeint? Was bedeutet es, sich "keinen Gevatter nehmen" zu können? Was soll der Mann vom Markt mitbringen: ein paar Wecke und Zwickelstrümpfe? Man muss wohl auch nicht alles verstehen, etwas Unbekanntes darf wohl bleiben.

Zu jeder Geschichte illustriert Lisbeth Zwerger zwei bis vier Situationen; ist der Text zu kurz, dann fügt sie die Bilder an das Märchen an. So sehen wir "Bundting", den Ratten- und Kinderfänger, nur von hinten. An seinen roten hohen Hut mit der Feder ist mit einer Stecknadel ein kleiner Zettel geheftet, auf dem ein geheimes Zeichen zu erkennen ist. Das Spiel auf seiner Querflöte führt offensichtlich dazu, dass sich die Kinder ihm nähern müssen, ihre Haare stehen unnatürlich von ihren Köpfen, als wehe ein starker Sturm, der sie zu Bundting treibt. Die Schatten sind schon sehr lang, der Abend ist wohl nicht mehr weit, obwohl das Bild noch ganz hell gehalten ist. Das ist beim nächsten ganz anders. Die Nacht ist nun da, auch im übertragenen Sinn, denn wir sehen die Erwachsenen der Stadt, jeder für sich, alle mit gesenktem Kopf, kein Kind ist zu sehen, selbst der Puppenwagen ist leer. Die Kinder sind fort.

Lisbeth Zwerger versteht es, Stimmungen zu erzeugen. Scheinbar ohne großen Aufwand komponiert sie ihre Bilder, die - obwohl realistisch gezeichnet - irgendetwas zu verstecken scheinen, etwas hinter der Oberfläche zurückzuhalten.

Wieder ein gelungenes Buch, das zeigt, dass die Märchen uns auch 200 Jahren nach der Erstveröffentlichung etwas zu sagen haben und viele Illustratoren nicht loslassen, Lisbeth Zwerger schon gar nicht, die rund 20 ihrer Bücher diesem Genre widmete.




P.S. Mit Wetzsteinen schärft man eine Sense, mit dieser schnitt man hohes Gras oder Korn. Mit einem Winkeleisen kann man rechte Winkel "anreißen", vor allem als Gerät bei Zimmerleuten bekannt. Geblänkt ist ein anderes Wort für sauber geputzt - bis es "blinkt". Wecken sind Brötchen und ein Zwickel ist eine Art Keil. Den findet man sowohl in Strumpfhosen als auch als Muster in Strümpfen.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von uhb.
Veröffentlicht am 01.01.2010