Bluma und das Gummischlangengeheimnis

Autor*in
Silke, Schlichtmann
ISBN
978-3-446-25701-6
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Möltgen, Ulrike
Seitenanzahl
175
Verlag
Hanser
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
München
Jahr
2017
Lesealter
8-9 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
12,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Bluma hat leider einen Tag erwischt, an dem alles schiefgeht und ihr niemand zuhört. Also klaut sie eine Gummischlange aus dem Glas der Nachbarin, denn Gummischlangen helfen gegen Sorgen und Kummer. Nur leider hört Blumas Kummer damit nicht auf, ihre Gewissensbisse werden immer schlimmer.

Beurteilungstext

Die Umschlaggestaltung von Stefanie Schelleis macht das Buch zum Kunstwerk mit den Illustrationen von Ulrike Möltgen und viel Kreativität. Ein wichtiges Gestaltungselement bildet die Schrift in der Schrift, mal Schreibschrift, mal gedruckt. Auf der Titelseite umrahmen Schlange und Schrift das Mädchen Bluma, die Farben sind rot und schwarz.
Am Ende schlängelt sich die Schlange von oben den Buchrücken hinunter. Darunter der Text, in dem Bluna in einer besonderen Schreibschrift hervorgehoben wird. Sechsmal Bluna.

Innen rote Seitenzahlen, die Schrift schwarz, wie die Farben der Illustrationen. Komik mit wenigen Strichen, ein feiner Umgang mit zarten Rotstrichen, die aber massiv Akzente setzen. So auf S. 126, wo Ulrike Möltgen den Vater illustriert, im Text Psychologe und als leicht weltfremd beschrieben. Er sitzt am Tisch und isst. Überwiegend schwarze Umrisse des Kopfes mit wenig Rot, zart um die Augen herum und je drei Rotspuren an den Schläfen, was aussieht, als hätte er einen Heiligenschein.

Mit ihrem besonderen Malstil setzt Ulrike Möltgen noch eins drauf auf die Geschichte von Bluma. Von Silke Schlichtmann ohnehin sehr witzig erzählt.
Ein Kinder-Roman, in dem nicht viel passiert. Aber die Autorin peitscht die geklaute Gummischlange hoch und konzentriert sich auf die Gewissenslage von Bluma. Die reflektiert hin und her und weil sie allein bleibt mit ihrem schlimmen Geheimnis scheint es sich tatsächlich zu einem riesigen Problem auszuwachsen.

Die Sprache wirkt lebendig, beinahe so, als kämen der Autorin so viele Assoziationen, dass sie gar nicht so schnell schreiben kann wie ihr Ideen zufliegen.
Bluma verkörpert dabei sehr gezielt die Rolle des Mittelschichtenmädchens, Mutter Linguistin, Vater Psychologe. So präsentiert sie sich als Reflexionswunder ihres Innenlebens und als ein sehr reifes Kind, das ihre Eltern durchschaut und alle Zusammenhänge ihres sozialen Umfeldes.
Tolle Einfälle, viel Fantasie, viel Skurriles und gespickt mit Humor. Es passiert so manches, in das sich Lesende gut hineinversetzen können und das ist sehr reizvoll. Allerdings, so scheint mir, wird beim Reflektieren hier und da die Grenze der kindlichen Sicht überschritten, da wird aus Kindersicht eher ein erwachsenes Reflektieren. Wo genau die Grenze ist, ist sicher nicht festlegbar und soll es auch nicht sein. Das stört den freien Geist Schreibender und Illustrierender, nur würde das Zuende-Reflektieren Lesende denkfaul werden lassen und ihrer Fantasie weniger Futter geben . Das wäre schade.

Der Roman bildet ein anregendes Gegengewicht zu überbordenden Action-Geschichten, in denen eine Sensation die nächste in den Schatten stellt.

Lieblingssatz:
Ich nahm einen großen Löffel Milchreis und schob den Reis lange im Mund hin und her. Um Zeit zu gewinnen. Aber irgendwann musste ich runterschlucken. Etwas Kluges war mir da noch immer nicht eingefallen. Also sagte ich einfach: „Ja.“ Und dachte: Nein.
Seite 131

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Diese Rezension wurde verfasst von G-KH; Landesstelle: Schleswig-Holstein.
Veröffentlicht am 29.12.2017