Bloßgestellt

Schlagwörter

• Gewalt
• Philosophie

Teaser

Liberty ist neu in Sutter’s Crossing - und binnen weniger Tage ein Star. Kein Mädchen sieht so gut aus wie sie, und niemand außer ihr trägt fast durchsichtige Blusen. Doch dann kommt der Tag, als der Musiklehrer versucht, Liberty zu vergewaltigen - oder war doch alles ganz anders?

Beurteilungstext

Die 15-jährige Ich-Erzählerin Val ist in der Kleinstadt Sutter’s Crossing in Kanada aufgewachsen. Ihr bester Freund Ryan lebt dort, jeder kennt jeden und ansonsten ist nicht viel los. Doch dann kommt Liberty. Sie ist reich. Sie ist schön. Sie ist der neue Star der Schule. Val freut sich über ihre neue, ihre einzige Freundin. Doch plötzlich sitzt Liberty weinend im Schulsekretariat. Nach der Orchesterprobe habe der Musiklehrer David Henderson versucht, sie zu vergewaltigen. Ihr sei gerade noch die Flucht gelungen. Ermittlungen laufen an, der Lehrer wird suspendiert, seine Frau trennt sich von ihm. Nur ganz langsam steigen Zweifel in Val hoch. Sie sucht wieder den Kontakt zu Ryan, der Liberty von Anfang an nicht leiden konnte und den Val in der Euphorie um Liberty vernachlässigt hatte. Rhyan erzählt eine ganz andere Version von dem, was im Probenraum passiert ist, denn er war unentdeckt dabei. Doch wird man ihm glauben?
Kristin Butcher erzählt sehr differenziert, was in Sutter’s Crossing vor sich geht. Ihre Charaktere sind treffend ausgearbeitet und in ein glaubwürdiges Umfeld gestellt. Das Thema ihrer Geschichte ist ganz nah an der Lebenswelt der Zielgruppe und könnte vor dem Hintergrund der ans Licht kommenden Missbrauchsfälle in Kirchen und Schulen in Deutschland aktueller nicht sein. Frau Butcher beleuchtet Täter und Opfer und bringt durch den Austausch dieser Rollen zwischen Liberty und Mr Henderson zusätzliche Denkansätze ins Spiel. Die Handlung bietet vielfältige Ansätze zur Reflexion.
Besonders interessant an diesem Buch ist, dass es die Zielgruppe der Teenager auf einem literarisch einfachen Niveau anspricht. Die im Wesentlichen chronologische Handlung, ein kurzer, in 12 kleine Kapitel unterteilter Text, kurze Sätze und eine einfache, aber dennoch prägnante und ausdrucksstarke Sprache kommen leseschwachen Schülern entgegen. Die große Schrift tut ein Übriges.
“Bloßgestellt” ist ein spannendes und zugleich tiefgründiges, absolut empfehlenswertes Buch.