Bet empört sich

Autor*in
Frascella, Christian
ISBN
978-3-627-00212-1
Übersetzer*in
Kopetzki, Annette
Ori. Sprache
Italienisch
Illustrator*in
Seitenanzahl
285
Verlag
Frankfurter Verlagsanstalt
Gattung
Ort
Frankfurt/M
Jahr
2015
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
16,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die Zeitung Repubblika berichtet von einer Videoaktion im Netz: “ ...Gestern ist in Turin ein 17-jähriges Mädchen ins Büro des Direktors ihrer Schule eingedrungen und hat sich dort an eine Heizung gekettet... Sie spricht in harten Worten aus ihrer Sicht über die Situation Italiens und hat zu allem etwas zu sagen: zur Politik, zur Schule, zu befristeten Arbeitsverhältnissen, zum Fernsehen, den Zeitungen und sogar zu ihren Altersgenossen ...” Wie kam es dazu? Wer ist dieses Mädchen?

Beurteilungstext

“Ich heiße Bet. Eigentlich Elisabetta, aber Bet ist besser. Ist mir lieber. Bloß nicht Betta. Betta ist zum Kotzen. Betta heißen dumme Tussis. Ich will eine ganze Menge, aber keinen Fall als dumme Tussi enden.”
Trotzdem wird sie vielleicht wieder sitzenbleiben. Der Autor versetzt Bet, die an ihrem Gymnasium spontan einen Schulstreik auslöst, in die Rolle einer unangepassten Einzelgängerin. Bet hasst “Arschkriecherei” gegenüber den Lehrern. Wider Erwarten löst bei einigen von ihnen ihre ungewöhnliche Protestaktion während der aktuellen Studenten- und Arbeiterunruhen Sympathie aus. Sie lehnt Annäherungen der gestylten Mädchen aus der “Zickentruppe” ebenso ab wie die “Anmache” von Jungen - mit Ausnahme von Andrea, in den sie heimlich verliebt ist. Der arbeitet uneigennützig im Schülerrat und organisiert Streiks und Aktionen auch außerhalb der Schule. Als Bets Mutter die Kündigung droht, organisiert er einen Streik, der von der Polizei unter Einsatz von Schutzschildern , Gummiknüppeln, Springerstiefeln und mit Tränengas gewaltsam aufgelöst wird. Bet und ihre enttäuschte, gedemütigte Mutter gehören zu den Verletzten. “Hier und heute ist nicht Schluss. Im Gegenteil, ich habe gerade erst angefangen, sage ich mir” - und deshalb setzt das Mädchen den Protest in der Schule fort. Aus der spontanen Ankettungs-Aktion entwickelt sich eine Schulbesetzung. Andrea ermuntert Bet zu einer Rede; und diese ins Internet geschickte Botschaft unter dem Titel - Bet empört sich - löst eine breite öffentliche Diskussion aus.
Bet als Ich - Erzählerin lässt die Leser teilhaben an ihren gefühlsgetriebenen, ganz individuellen inneren und äußeren Konflikten beim Erwachsenwerden, die sie nicht nur in der Schule, sondern auch in der Familie und im sozialen Umfeld in einem Turiner Arbeiterviertel unter den Bedingungen dieser “Scheißkrise” austrägt. Beschränkt auf wenige Tage im Monat Dezember, reflektiert sie ihre Erlebnisse in einer unverwechselbaren, jugendgemäßen Erzählsprache voller Kraftausdrücke, Witz und Chuzpe.
Das Mädchen mischt sich kompromisslos mit Wort und Tat ein. Sie setzt sich mit einem algerischen Jungen auseinander, der seine verschleierte Schwester erniedrigt. Sie arrangiert sich freundschaftlich für die hochschwangere 22- jährige Viola, die den Vater ihres Kindes nicht kennt, den Kontakt zu ihren Eltern verloren hat und als unterbezahlte Kassiererin für ihren Lebensunterhalt sorgt. Sie provoziert eine Rangelei mit Carabinieris zur Verhinderung einer Zwangsräumung und muss sich im Polizeirevier wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt verantworten. Sie ist wütend auf ihren Vater, der Frau und Kind nach dem Unfalltod der jüngeren Schwester in einer krisenhaften Situation verlassen hat. Trotz aller Aufmüpfigkeit auch gegenüber ihrer Mutter und deren neuen Lebensgefährten braucht, sucht und findet sie Verständnis und Geborgenheit in ihrer Familie. Manchmal helfen ihr in schwierigen Situationen jedoch nur die roßen roten Kugeln, die sie in Gedanken aufsteigen lassen kann. Aber das bleibt ihr Geheimnis.
Das problemorientierte Jugendbuch bietet jugendlichen Lesern Identifikationsfiguren, die sich mit gesellschaftlichen Zuständen mutig auseinandersetzen. Bets Credo ist: “Wenn du etwas zu sagen hast, dann sag es. Und wenn du dabei schreien musst, soll das bedeuten, dass sich die Mühe lohnt. Nur Gewalt darf man nicht anwenden.” (S.10)
Eine Botschaft des Romans besonders für erwachsene Leser findet sich Leitartikel der Zeitung unter der Überschrift Die Schule, das Recht und Bet: “... in den Augen dieses Mädchens Bet liest man eine Verbitterung und einen Mut, die viel, sehr viel sagen über die Welt gescheiterter Hoffnungen und geächteter Intelligenz, die unsere <erwachsene > Generation ihr und all ihren Altersgenossen überlässt.” (S. 242)
Im Nachwort bedankt sich der Autor namentlich bei Lehrern und Schülern, die das Manuskript vorab gelesen und ihm mit Kritik geholfen haben. Die Übersetzung des Buches wurde vom italienischen Außenministerium gefördert. In dem künstlerisch anspruchsvoll gestalteten Layout des Leineneinbandes und der Titelgestaltung lässt sich schon ein wenig der Inhalt erahnen. Im Inneneinband findet man Informationen zum Autor und weiteren Jugendbüchern von Christian Frascella.






Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Kra.
Veröffentlicht am 01.10.2015

Weitere Rezensionen zu Büchern von Frascella, Christian

Frascella, Christian

Bet empört sich

Weiterlesen
Frascella, Christian

Bet empört sich

Weiterlesen
Frascella, Christian

Bet empört sich

Weiterlesen
Frascella, Christian

Sieben kleine Verdächtige

Weiterlesen
Frascella, Christian

Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe

Weiterlesen
Frascella, Christian

Meine Schwester ist eine Mönchsrobbe

Weiterlesen