Bergkristall

Autor*in
Stifter, Adalbert
ISBN
978-3-8251-5194-2
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Briswalter, Maren
Seitenanzahl
32
Verlag
Urachhaus
Gattung
BilderbuchBuch (gebunden)
Ort
Stuttgart
Jahr
2021
Lesealter
6-7 Jahre8-9 Jahre12-13 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiKlassenlektüreVorlesen
Preis
16,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Am Heiligabend besuchen zwei Geschwister ihre Großeltern im benachbarten Bergdorf. Auf dem Heimweg über den Bergrücken werden sie von dichtem Schneefall überrascht und verirren sich. Sie geraten auf den Gletscher, wo sie eine Nacht in der Kälte verbringen müssen, bis sie von den Dorfbewohnern gefunden und nach Hause gebracht werden.

Beurteilungstext

„Die Kinder gingen in das Gewölbe hinein und immer tiefer hinein. Es war ganz trocken, und unter ihren Füßen hatten sie glattes Eis. In der ganzen Höhlung aber war es blau, so blau, wie gar nichts in der Welt ist, viel tiefer und schöner blau als das Firmament, wie himmelblau gefärbtes Glas, durch welches lichter Schein hineinsinkt.“
So beschreibt Stifter die Atmosphäre der Eishöhle, in die die Kinder Sanna und Konrad geraten, als sie auf dem Heimweg nach Gschaid vom Weg abkommen und sich auf dem Gletscher verirren. Da das Wetter gut war, durften sie den langen Weg über den Bergrücken zu den Großeltern auf sich nehmen und wurden von diesen – mit einigen Leckereien versorgt – auch rechtzeitig zurückgeschickt. Im unerwarteten Schneefall konnte aber auch der größere Konrad den Weg nicht mehr ausmachen. Von der Schönheit des Waldes im Schnee verzaubert, wird ihnen der Ernst der Lage erst spät bewusst. Der große Bruder kümmert sich jedoch rührend um seine kleine Schwester und versucht, bei ihr keine Angst aufkommen zu lassen. Diese Ruhe überträgt sich zunächst auch auf die Leser*innen der Geschichte, die in den Bann der Naturbeschreibungen und Schönheit des Winterwaldes gezogen werden. Als es schließlich dunkel geworden ist, beschließen die Kinder, unter einem Felsvorsprung den Morgen abzuwarten. Dort erleben sie das unvergleichliche Naturschauspiel des Sternenhimmels sowie der Nordlichter, die sie vom Schlaf und somit dem Erfrieren bewahren. Mit der Verpflegung der Großmutter können sie den größten Hunger stillen und sich innerlich etwas wärmen. So gelingt es ihnen tatsächlich, die Nacht durchzuhalten, bis der Suchtrupp der Nachbardörfer auf dem Gletscher ankommt.
Stifters Geschichte „Bergkristall“ erschien 1853 in der Sammlung „Bunte Steine“, wurde jedoch bereits 1845 unter dem Titel „Der heilige Abend“ publiziert. Es handelt sich somit um einen zwar gekürzten, aber trotzdem anspruchsvollen historischen Text. In seiner poetischen Sprache und den intensiven Situationsbeschreibungen vermag es der Text, beim Vorlesen auch schon 6-8-jährige Kinder zu fesseln und mitfiebern zu lassen, selbst wenn sie vielleicht noch nicht jedes Wort und jeden Zusammenhang verstehen. Die großformatigen naturalistisch gehaltenen Illustrationen von Maren Briswalter können dabei das Verständnis unterstützen, da sie sehr nah am Text erzählen und in ihrer Erzähldichte die Handlung auch ohne den Text transportieren könnten. Die Bilder vermitteln mit ihren zarten Farben und der detaillierten Linienführung einen realitätsnahen Eindruck der Landschaft, wirken jedoch an keiner Stelle bedrohlich. Die Erhabenheit der Situation und der Eislandschaft wird daher eher durch die Textebene transportiert.
Das Buch mit seiner Bildwelt eignet sich als Vorlesetext für Grundschulkinder, die sich auch auf anspruchsvolle Sprache einlassen. Sie können darüber einen Einblick gewinnen, wie vor mehr als 150 Jahren erzählt wurde. Für ältere Kinder wird der Text besser verständlich, hier könnte aber die Bildebene die Ästhetik der Sprache noch eindrucksvoller aufgreifen und dem Text weitere Interpretationsebenen verleihen.

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Diese Rezension wurde verfasst von Mo; Landesstelle: Thüringen.
Veröffentlicht am 20.03.2023

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