Benjamin. Ein kleiner Fisch mit großem Mut

Autor*in
Bonilla, Rocio
ISBN
978-3-8337-4566-9
Übersetzer*in
Hemkentokrax, Katja
Ori. Sprache
Spanisch
Illustrator*in
Bonilla, Rocio
Seitenanzahl
48
Verlag
Jumbo
Gattung
BilderbuchBuch (gebunden)
Ort
Hamburg
Jahr
2023
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Vorlesen
Preis
18,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Dieses herzerwärmende Bilderbuch erzählt von Gruppendynamik, Ausgrenzung und dem Finden eigener Stärke. Das Ganze ist von Rocio Bonilla wunderbar einfühlsam und witzig zugleich in bemerkenswerte Bilder übertragen.

Beurteilungstext

Die Geschichte spielt tief im Meer, wo Benjamin, ein kleiner roter, etwas schüchterner Fisch lebt, der gern mit zwei Freunden Fußball spielt. Angesprochen von einer berüchtigten Gruppe Fische, schließt er sich – durchaus geschmeichelt – deren zehn Mitgliedern an. Ab jetzt ist er Fisch Nummer 11. Die anfängliche Faszination, Teil eines größeren Etwas und auserwählt zu sein, wird in Text und Bild nachvollziehbar geschildert: Benjamin fühlt sich wichtig und bewundert, ist nie einsam, muss keine eigenen Entscheidungen treffen, bekommt alles, was er möchte.
Eines Tages trifft einer der „Streiche“ der Gruppe seine beiden Freunde. Benjamin erkennt, dass die Gruppe mitnichten bewundert, sondern gefürchtet wird. Er trennt sich von der Gruppe – und löst damit einen Auflösungsprozess aus. Fisch Nummer 3, 8 und 5, dann auch 2 und 9 schließen sich ihm an.
Welch schlaue Idee der Autorin, den Fischen Nummern zu geben, keine Namen. So wird die fehlende Individualität deutlich. Dies wird auch durch die Farbgestaltung unterstützt: Anfangs sind alle Mitglieder der Gruppe einheitlich grau, am Ende spielen Fische unterschiedlicher Farben miteinander.
Eher dezente Farbtöne in blaugrau und grün schaffen eine warm-wohlige Atmosphäre. Die Fische sind der Knaller: jeder sieht anders aus, Körperformen, Flossen, Gesichter sind immer anders. Dass die Gruppe der Fische trotzdem uniform und bedrohlich wirkt, ist auch ihrer Größe zuzuschreiben. Sie wirken übermächtig. Wo sie auftauchen, wird es düster. Mit nur wenigen Strichen gelingt es Rocio Bonilla, Gefühle in die Gesichter der Tiere zu schreiben. Das gelingt besonders durch die Kulleraugen, die ausdrucksstark Freude, Angst, Unwohlsein, Erstaunen u.a. übermitteln.
Manchmal sind die Doppelseiten vollständig illustriert, manchmal ist es nur ein Schwall Farbe, der sich wie ein fließender Strom über die Seiten ergießt. Der Text, prima lesbar, weil schön groß und in serifenloser Schrift, hebt sich gut vom Hintergrund ab. Mehr als drei oder vier Sätze braucht es nicht. Die Bilder visualisieren das im Text Geschilderte, gehen aber in den Details auch darüber hinaus, was ein schönes Nachfragen und Ins-Gespräch-Kommen ermöglicht.
Am Ende heißt es: „Wirklich außergewöhnliche Banden müssen keine Angst verbreiten. Sie achten aufeinander.“ Und auf der letzten Seite: „Denn in wirklich außergewöhnlichen Banden zählt jedes Mitglied… / …und es gibt genug Platz für alle.“
Das mag vielleicht plakativ wirken – sei’s drum. Vielleicht ist es das größte Kunststück der Autorin, dass die Geschichte vor allem über die Bilder mit Augenzwinkern erzählt wird – und nicht moralisiert. Sie bietet einen Sprechanlass zur Übertragung auf die Lebenswelt von Kita- und Grundschulkindern. Ein Buch für Herz und Verstand!

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Diese Rezension wurde verfasst von ah; Landesstelle: Berlin.
Veröffentlicht am 24.05.2023