Behind your back

Autor*in
Schoemans, Roger H.
ISBN
978-3-440-12434-5
Übersetzer*in
Henke, Carola
Ori. Sprache
Niederländisch
Illustrator*in / Sprecher*in
Umfang
195  Minuten
Verlag
Klee
Gattung
Digitale MedienKrimi
Ort
Stuttgart
Jahr
2010
Alters­empfehlung
14-15 Jahre16-17 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Klassenlektüre
Preis
12,95 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Der 13-jährige Hec trifft auf dem Spielplatz die 9-jährige Sofie unabsichtlich mit einem Schaukelbrett am Kopf. In Angst und Schmerzen rennt Sofie nach Hause, doch dort kommt sie nie an. Die Polizei beginnt, Nachforschungen anzustellen und stolpert dabei über einen zurückgezogen lebenden Nachbarn, dem pädophile Neigungen nachgesagt werden. Nur Hec glaubt an seine Unschuld und recherchiert auf eigene Faust. An einer Schleuse entdeckt er einen weißen Sack, aus dem eine Hand ragt. Ist das Sofie?

Beurteilungstext

Die Geschichte eines Gewaltverbrechens ist sicherlich nicht der gängigste Stoff für Jugendliteratur. Deshalb ist es erstaunlich, wie spannend und teils beängstigend hier die Geschichte der kleinen Sofie aus der Sicht eines 13 Jährigen erzählt wird. Schoemans entwirft hier nicht das zu erwartende Opfer- oder Täterpsychogramm, sondern gewährt tiefe Einblicke in die Seele eines Zeugen, der es ohnehin nicht leicht hat, sich in der Welt der Erwachsenen zurecht zu finden.
Hec ist hoffnungslos pubertär und hat mit Allem und Jedem Ärger. Regeln einzuhalten fällt ihm meist schwer. Auch lässt er sich nicht gerne in die Karten schauen aus Angst, mit seinen Gedanken und Emotionen von den Erwachsenen nicht ernst genommen oder kritisiert zu werden. Ausgerechnet dieser Junge ist der Letzte, der Sofie lebend gesehen hat und deshalb für die Polizei zu einem wichtigen Zeugen wird. Hec will das aber nicht recht, denn zum einen fühlt er sich schuldig wegen der Verletzung, die er dem Mädchen unabsichtlich zugefügt hat, zum anderen will er nicht, dass seine Mutter erfährt, dass er entgegen ihren Anweisungen doch nach draußen gegangen ist.
Hec rennt Sofie hinterher, weil er sich bei ihr entschuldigen will, verliert aber ihre Spur. Statt dessen steht er plötzlich vor dem Haus des stets korrekt gekleideten, äußerst zugeknöpften Nachbarn Fransen. Er hört ihn mit einer elektrischen Eisenbahn spielen. Herr Fransen lädt Hec ein, am kommenden Samstag zu ihm zu kommen und sich die Eisenbahn anzusehen. Und genau dort findet sich Hec Samstag Nachmittag wieder, weil er nach einem heftigen Streit mit seinem Vater noch nicht nach Hause will. Herr Fransen erklärt Hec alles und lässt ihn spielen wie er will. Er ist auch der Erste, der Hec zuhört als dieser erzählt wie es ihm geht.
Als Hec endlich nach Hause kommt, machen sich seine Eltern schon große Sorgen. Sie haben die Polizei alarmiert, da sie Hec für verschwunden hielten. Zum ersten Mal erfährt Hec, dass sich seine Eltern um ihn sorgen und nicht nur schimpfen und zum ersten Mal erfährt er auch, welch schlimme Folgen Tratsch haben kann. Simone, die Nachbarin von gegenüber, belastet Herrn Fransen mit ihren Hirngespinsten schwer und er wird kurz darauf von der Polizei mitgenommen und verhört.
Schnell sind sich die Öffentlichkeit und auch die Medien, allen voran das Fernsehen, einig, dass der seltsame Herr Fransen etwas mit dem Verschwinden Sofies zu tun haben muss. Man geht auch davon aus, dass er sich an Hec vergangen haben muss.
Hec ist entsetzt, wie schnell und einfach Simones Vermutungen als Tatsachen verkauft werden. Auch versteht er nicht, warum keiner der Erwachsenen etwas dagegen unternimmt und die Sache richtig stellt. Nur er allein ist von der Unschuld von Herrn Fransen überzeugt. Er muss miterleben, dass die Polizei nichts unternimmt, um Herrn Fransens Ruf oder sein Haus zu schützen. In dem so ordentlichen Haus werden Fensterscheiben eingeschlagen, alles durchwühlt und einige Gegenstände gestohlen. Da Hec alleine machtlos gegen die öffentliche Meinung ist, beginnt er auf eigene Faust nachzuforschen.
Leider begeht auch er den schweren Fehler, Mutmaßungen als Tatsachen auszugeben. Für den Ermittlungsbeamten ist er nicht mehr glaubwürdig. Nur weil eine andere Polizistin Hec trotz allem aufmerksam zuhört, trägt er am Schluss doch dazu bei, das Verbrechen an Sofie aufzuklären.
Auch wenn Hec fassungslos über den Tod Sofies ist, hat er doch das Gefühl, zum ersten Mal etwas richtig gemacht zu haben. Darin bestärkt ihn auch sein Vater, der sich endlich seinem Sohn öffnet, ihn ernst nimmt, ihm glaubt und auch einige Spielregeln der Erwachsenenwelt erklärt.
Gerade die Tatsache, dass Hec kein kleiner Superman ist, sondern ein ganz durchschnittlicher Jugendlicher, lässt den “Helden” sehr sympathisch und authentisch erscheinen. Auch die anderen Charaktere sind ganz durchschnittliche Bürger, so dass der Thriller aus dem täglichen Leben gegriffen scheint und so nur noch mehr zum Nachdenken anhält. Schoemans erzählt einfach und unkompliziert, er entwickelt die Geschichte zügig fort und hält so immer die Spannung.
Schoemans Thriller beschäftigt sich mit einem der schlimmsten Themen unserer Zeit. Deswegen ist er nichts für zarte Gemüter. Auch lässt das Thema reichlich Stoff für Gespräche, die gut in einem Klassenraum geführt werden könnten. Ansonsten sollte den jugendlichen Lesern aber auf jeden Fall ein Erwachsener zum Gespräch zur Verfügung stehen.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von kaz.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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