Bauen auf Vergangenheit - Die Jahrhunderthalle in Bochum/ Die Küppersmühle in Duisburg

Autor*in
Stadtmueller, Sabine
ISBN
978-3-89861-910-3
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in / Sprecher*in
Umfang
Verlag
Klartext
Gattung
Digitale MedienFilm
Ort
Essen
Jahr
2007
Alters­empfehlung
ab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
8,50 €
Bewertung
eingeschränkt empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Die vorliegende Filmdokumentation porträtiert zwei herausragende Projekte der Wiederbelebung von Industrie-Ruinen des Ruhrgebiets, beide architektonische Meisterleistungen: In Bochum gelingt es, aus der ehemaligen Energiezentrale eines Stahlwerks die Jahrhunderthalle in Bochum, ein besonders wandlungsfähiges Theater zu kreieren. In dem anderen Fall überzeugt die Umgestaltung des Backsteinbau der verfallenen Küppersmühle im Duisburger Innenhafen zu einem modernen Kunstmuseum.

Beurteilungstext

In einer zweiteiligen insgesamt 57-minütigen Filmdokumentation werden auf der vorliegenden DVD zwei wichtige Projekte der Wiederbelebung von Industrie-Ruinen des Ruhrgebiets durch Kultur porträtiert: Die Jahrhunderthalle in Bochum und das Museum Küppersmühle in Duisburg. Beide Filme wurden 2005 über die Fernsehsender WDR/ ARTE öffentlich ausgestrahlt. - Der erste Film zeigt den Umbau der ehemaligen Ausstellungshalle des "Bochumer Vereins" für die Düsseldorfer Gewerbeausstellung und späteren Energiezentrale eines Bochumer Stahlwerks zum Festspielhaus. Beeindruckend war dieses Vorzeigestück der Ingenieurskunst bereits zum Zeitpunkt seiner Erbauung im Jahr 1902. In den 90er Jahren vor dem Abriss bewahrt gelang es, unter Erhalt der historischen Stahlkonstruktion moderne Elemente so geschickt einzubauen, dass ein besonders luftig wirkender Theaterraum geschaffen werden konnte. Bestaunt wird vor allem seine große Wandlungsfähigkeit: An jedem Platz lassen sich die Bühnen aufbauen, weil die Ton- und Lichttechnik mit Hilfe der noch aus der Zeit der Stahlwerksnutzung stammenden Laufkräne flexibel bewegt werden kann. Der zweite Film dreht sich um das Gebäude der ehemaligen Küppersmühle inmitten des Duisburger Innenhafens, einem riesigen nach dem Strukturwandel im Ruhrgebiet lange verwaisten Industrieareal. Für große Aufmerksamkeit sorgte hier der Umbau der Großmühle zu einem Kunstmuseum des Kunstsammlers Hans Grothe. Die Fassade des 1908 erbauten mächtigen Backsteinbaus wurde im wesentlichen erhalten. Die neue innen sehr modern gestaltete Nutzung dokumentiert sich außen zurückhaltend in schmalen Fensterschlitzen und einem angefügten Treppenhaus. Heute ist das Museum Küppersmühle Zentrum des neuen Stadtviertels, das sich "auf den Trümmern des sterbenden Hafenareals" entwickelt hat. - Beide Dokumentarfilme verbinden historisches Filmmaterial mit aktuellen Bildern. In Interviews kommen die Architekten ebenso zu Wort, wie die neuen Nutzer. Der Zuschauer gewinnt einen guten Überblick über die Notwendigkeit, die Industriebrachen zu modernen Räumen umzugestalten, über die erfolgte Neuerungen, über ihre große kulturelle Bedeutung. - Der erste Film ist technisch leider misslungen: Die falsche Tonabmischung lässt die Hintergrundgeräusche so stark in den Vordergrund drängen, dass die Kommentare kaum zu verstehen sind und das Zuhören über lange Strecken quälend ist. Der zweite Film ist in dieser Hinsicht besser gelungen. Nicht eingesetzt werden kann der Film für den Geschichtsunterricht in der Schule, weil die schnellen Schnitte und die wenigen geschichtlich ergänzungsbedürftigen Hinweise einen zu geringen Einblick in die Historie der Gebäude ermöglichen. Geeignet ist der Film sicherlich für das kulturell interessierte Bildungsbürgertum, für das es im neu entstehenden "Kulturzentrum Ruhrgebiet" vieles zu entdecken gibt.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von GASTR.
Veröffentlicht am 01.01.2010