Auf Wiedersehen im Himmel

Autor*in
Krausnick, Michael
ISBN
978-3-401-02721-0
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Autor, Foto:
Seitenanzahl
175
Verlag
Arena
Gattung
Ort
Würzburg
Jahr
2005
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
6,50 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Angela Reinhardt ist die Tochter einer deutschen Mutter und eines Sinti-Vaters. Sie lebt bei ihrem Vater in dessen Familie. Als die Nazis beschließen, außer den Juden auch die Sinti und Roma auszurotten, ändert sich ihr
Leben radikal...

Beurteilungstext

Die kleine Angela ist 5, als ihre Eltern (ihr Vater und seine Sinti-Frau) Hals über Kopf mit ihr in die Wälder auf der Schwäbischen Alb flüchten. Dort halten sie sich unter Extrembedingungen versteckt, werden schließlich aber doch gefasst. Angela kommt zu ihrer “Stadtmutter”, die inzwischen verheiratet ist und zwei kleine Töchter hat. Die Sinti-Eltern werden einer Straßenbau-Kolonne zugeteilt und überleben, weil sie sich in den Wirren der letzten Kriegsmonate als Russen ausgeben. Angela vermisst in der Familie ihrer (leiblichen) Mutter Wärme und Geborgenheit und reißt immer wieder aus. Schließlich landet sie im Kinderheim St. Josefspflege in Mulfingen. Obwohl es dort streng zugeht, gefällt es dem Kind gut bei den frommen Schwestern und in der Heimschule. In dem Heim werden alle Sinti-Kinder nach “rassischen Merkmalen” untersucht und schließlich deportiert und in Auschwitz-Birkenau vergast - alle, bis auf Angela! Sie, die unter dem Namen ihrer Mutter registriert war, kann der Vernichtung entkommen - und nach dem Krieg sogar ihre “echten Eltern” wiederfinden.
34 Seiten Anhang mit Abbildungen von Originalakten, Listen und Fotos belegen die Sorgfalt und Genauigkeit, mit der der Autor die Lebensgeschichte der Angela Reinhardt recherchiert hat.
Untergliedert in 8 Kapitel - wobei vor jedem Kapitel Angela selbst zu Wort kommt - wird die Geschichte des “Mischlingskindes “ Anscha erzählt: unspektakulär, schlicht, anschaulich, lebendig und ohne jede Effekthascherei oder ideologische Überfrachtung. Aber gerade deshalb wirkt der Bericht so authentisch und erschütternd. Die Frage nach Schuld und Sühne drängt sich unwillkürlich auf, wenn man im Anhang liest, dass die nationalsozialistischen Rassisten im Nachkriegsdeutschland problemlos Karriere gemacht haben. Die Frage nach aktivem oder verdecktem Widerstand von Seiten der (kath.) Kirche bleibt offen.
Ein Bericht, der auf Tatsachen beruht und zum Nachdenken, ja zur Stellungnahme zwingt. Wichtig zu lesen für junge Menschen ab ca. 12/13 Jahren, aber auch für Erwachsene; eine ebenso beeindruckende wie notwendige Information zur Erhellung der Rasseniodeologie des 3. Reiches. Sehr zu empfehlen für den Geschichtsunterricht in der Sekundarstufe.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von RPKim.
Veröffentlicht am 01.01.2010

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