Auf der Tonnenseite des Lebens

Autor*in
Leser, Antje
ISBN
978-3-7348-5062-2
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Seitenanzahl
272
Verlag
Magellan
Gattung
Buch (gebunden)Erzählung/Roman
Ort
Bamberg
Jahr
2022
Lesealter
12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiFreizeitlektüreKlassenlektüre
Preis
18,00 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

Der siebzehnjährige Abiturient Joel ist gelangweilt vom Alltag, bis die quirlige Influencerin Merle in sein Leben tritt. Ihr Nachhaltigkeits-Blog und das Containern mit ihren Kumpels begeistern ihn. Aber Kira, ein zurückhaltendes Mädchen, das Joel bei seinen nächtlichen Mülltauchaktionen kennenlernt, lässt ihn an Merles selbstdarstellerischer Herangehensweise an das Thema Lebensmittelverschwendung zweifeln. Bald muss er sich entscheiden, auf wessen Seite er eigentlich steht. Dann kommt auch noch die Polizei ins Spiel.

Beurteilungstext

Joel, der noch unter den Nachwehen des Corona-Lockdowns leidet, ist gelangweilt von allem, außer von Computerspielen. Doch dann zieht Merle in die Studi-WG des Mehrfamilienhauses, in dem auch er lebt. Merle ist kontaktfreudig und sehr geradeaus. Im Handumdrehen spannt sie Joel als Zuarbeiter für ihren Green-Living-Blog ein. Joel wird beauftragt, Leute zu interviewen, die regelmäßig containern, und entsprechende Videos vom Dumpstern für Merles Blog bereitzustellen.

Joel blüht auf. Er lernt Merles coole Mitbewohner kennen und viele verschiedene Leute, die sich nachts aufmachen, um im Supermarktcontainer nach noch verwertbaren Lebensmitteln zu suchen. Er trifft ein lesbisches Pärchen, das sich intensiv sozial und ökologisch engagiert. Außerdem taucht Kira auf, die zurückhaltende Schülerin, die durch Containern das knappe Haushaltsbudget ihrer alleinerziehenden, an Long Covid leidenden Mutter aufbessert. Obdachlose und ein nicht alphabetisierter Rentner kreuzen Joels Weg. Joel belässt es in seinen Schilderungen nicht bei oberflächlichen Beschreibungen dieser Menschen. Jede dieser Figuren steht für einen gesellschaftlichen Themenbereich, der zu genauerer Betrachtung einlädt.

Während sich Joel zusehends in die gemischte Szene der Mülltaucher integriert, wird ihm immer bewusster, dass Merle mit ihrem Blog nicht nur uneigennützige Ziele verfolgt. Ihr geht es um Action, Klicks und Likes. Feingefühl, Datenschutz und mediale Selbstbestimmung passen nicht in ihr Konzept.
Zusehends versucht Joel, sich von Merles intriganten Einmischungsversuchen in seine Arbeit für ihren Blog zu lösen, als passiert, was passieren muss: Kira und Joel werden beim Containern erwischt, samt Polizeieinsatz, Anzeige und Gerichtsverfahren. Und das, als sich gerade eine zarte Beziehung zwischen den beiden anbahnt.

Anja Leser überzeugt auf den 270 Seiten ihres Jugendromans durch die glaubwürdige, aktuelle Story und die lebendige, aber nicht anbiedernde Sprache. Der Roman bietet sowohl Informationen rund um das Thema Lebensmittelverschwendung als auch eine unaufdringliche Auseinandersetzung mit den Themen Selbstdarstellung, Clickbaiting und Green Washing in sozialen Medien. Das Erwachen von Joels politischem Bewusstsein wird ebenso einfühlsam porträtiert wie die Herausforderungen einer jungen Liebe. Somit eignet sich das Buch auch gut als literarische Grundlage gesellschaftswissenschaftlichen Unterrichts.

Formal und stilistisch ist dieses Buch einfach gehalten. Joel tritt als Ich-Erzähler auf, der chronologisch und erlebnisorientiert im Präsens erzählt. Viel innerer Monolog und direkte Rede erleichtern den Zugang zu den Figuren des Romans. Es herrscht eine gepflegte Jugend-Umgangssprache vor. Nur wenig Vulgärsprache ist anzutreffen. Der Umfang von rund 270 Seiten kann allerdings einiges an Lesezeit in Anspruch nehmen.

Anmerkung

Gut einsetzbar ist dieses Buch im Deutschunterricht, um z.B. im Anschluss an die Lektüre argumentativ Stellung zu nehmen, den Disput zu üben zu den diversen Themen des Buches und die Perspektivenübernahme zu trainieren.

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Diese Rezension wurde verfasst von Miko.
Veröffentlicht am 04.06.2023