Antworte schön, wenn du gefragt wirst!

Autor*in
Janikovszky, Éva
ISBN
978-963-415-585-0
Übersetzer*in
Ori. Sprache
ungarisch
Illustrator*in
Réber, László
Seitenanzahl
36
Verlag
Mora Verlag
Gattung
BilderbuchBuch (gebunden)Sachliteratur
Ort
Budapest
Jahr
2017
Lesealter
4-5 Jahre6-7 Jahre8-9 Jahre10-11 Jahre12-13 Jahre14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Preis
9,90 €
Bewertung
sehr empfehlenswert

Teaser

Ein Lehrbuch für Erwachsene und Kinder über die Beziehung von Erwachsenen und Kindern aus der Sicht eines Kindes

Beurteilungstext

„Ich weiß, wenn man mich fragt, muss ich schön antworten; denn wenn ich nicht antworte, sagt man mir: Antworte schön, wenn du gefragt wirst!“
Mit diesem Kurzbericht wird uns das Verhältnis von Kindern und Eltern aus der Sicht eines Kindes vor Augen geführt. Wobei hinzuzufügen wäre, dass die ungarische Originalausgabe im Jahre 1968 erschienen ist, als Eltern tatsächlich noch – wie in diesem Buch gezeigt und wunderbar gezeichnet – auf hohen Sockeln standen, um sich ihren oder anderer Leute Kindern streng oder liebevoll, gerecht oder ungerecht, hilfsbereit oder selbstgefällig, auf jeden Fall aber von ganz oben herab zuzuwenden.
„Ich weiß auch …“, sagt das Ich-Erzählerkind, „… wenn man nicht mich fragt, dann soll ich auch nicht antworten, denn wenn ich doch antworte, dann sagt man mir: Dich hat niemand gefragt.“
Ist aber doch irgendwie veraltet, denken, wir. Das war einmal. Darüber sind wir längst hinaus. Inzwischen stehen nämlich die Kinder auf dem Sockel und die Eltern bemühen sich nach Kräften, schön zu antworten, wenn sie gefragt werden. Und sie werden viel gefragt, weshalb sie auch ununterbrochen reden müssen, ob ihre Kinder ihnen folgen können oder nicht. „Keine Ahnung“, wird ein kluger Vater heute nicht mehr sagen. Und eine kluge Mutter liest sämtliche Bücher dieser Welt, um nicht zu sagen: „Das weiß ich nicht, das ist mir auch egal.“ Irgendwie müssen ja die Eltern den Sockelverlust kompensieren. Sie tun das mithilfe grenzenloser kluger Empathie, damit sich die lieben Kleinen bloß nicht enttäuscht von ihnen abwenden. Es sei denn, sie leben in sogenannten bildungsfernen Schichten, wo der Fernseher 24 Stunden am Tag läuft und Kinder nicht mehr auf die Idee kommen, irgendetwas zu fragen, weil sämtliche Fragen dieser Welt – auch die dümmsten - im Dauerquiz beantwortet werden.
„Und mein Vater …“, so das Ich-Erzähler-Kind, „… antwortet mir immer schön, wenn er Zeit hat. Wenn er keine Zeit hat (weil er im Sessel sitzt und Zeitung liest, BF), dann sagt er mir: Frage deine Mutter, jetzt habe ich keine Zeit. Und wenn auch meine Mutter keine Zeit hat (weil auch sie die Zeitung liest), dann sagt sie mir: Frage deine Oma, jetzt habe ich keine Zeit.“ Und so weiter, bis das Kind bei Onkel Kurt von nebenan endlich die Zuwendung erhält, die es braucht. Aber was waren das für Zeiten, in denen die Eltern und Großeltern keine Zeit hatten, weil sie die Zeitung lasen! Unvorstellbar in Zeiten digitaler Zwangsberieselung! Die Oma wohnte in dieser Zeit im Haus und nicht im Pflegeheim. Der Opa saß auf seinem Stuhl und rauchte Pfeife. In Anwesenheit der Kinder!
Und zeichnen konnten die damals, zeichnen! Mit wenigen Strichen aus eigener Hand ohne Computer und Software, Foto-Shop und wie das ganze Zeug inzwischen heißt. Die Bäuche sehen aus wie Wollknäuel und die Beine wie Streichhölzer, aber es waren Bäuche und Beine! Die Nasen sahen noch aus wie Nasen und nicht wie Punkte im Gesicht. Kinder waren Kinder und mussten keine übermenschlichen Leistungen erbringen, zum Beispiel Dinosaurierskelette entdecken, Wale retten, Drogendealer zur Strecke bringen oder brennende Häuser löschen. Und heute? Ein Trauerspiel. Gut, dass es noch Kinderbücher von damals gibt.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von bf; Landesstelle: Bremen.
Veröffentlicht am 21.03.2018

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