Anna mag Oma und Oma mag Äpfel

Autor*in
Hofer Weber, Katrin
ISBN
978-3-85581-586-9
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Mai-Wyss, Tatjana
Seitenanzahl
32
Verlag
Bohem Press
Gattung
BilderbuchSachliteratur
Ort
Zürich
Jahr
2022
Lesealter
6-7 Jahre8-9 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
BüchereiFachliteraturVorlesen
Preis
15,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

"Demenz bezeichnet einen zunehmenden Verlust der geistigen Fähigkeiten. Die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten der Krankeit steigt mit zunehmenden Alter......", schreibt Prof. Dr. Agnes Flöel im Nachwort des Bilder-Sachbuches "Anna mag Oma....". Aber wie geht ein Kind mit der Krankheit ihrer Großmutter um, die nicht besser sondern nur schlechter wird? Wie erreicht ein Kind seine Großmutter noch?

Beurteilungstext

Anna besucht mit ihrem Vater ihre Großmutter im Seniorenheim. Früher wohnte Oma in einem Haus mit Garten und einem großen Apfelbaum. Inzwischen hat sich viel verändert. Oma ist still geworden, spricht von einem Karli, der in der Zeitung ist, aber nicht ihr Karli von früher sein kann. Anna fragt nach dem "Leben nach dem Tod" und erhält von Papa mögliche Theorien, die aber Anna nicht befriedigen. Und Anna ist von Oma enttäuscht, da sie ein selbstgemaltes Bild von einem Apfelbaum kaum registriert. Anna will Oma eigentlich nicht mehr besuchen. Ein aufklärendes Gespräch mit den Eltern verändert Annas Einstellung. Sie hat kapiert, dass sie mit irgendeiner Aktion Oma erreichen muss. So nimmt sie Äpfel und zwei Schälmesser mit ins Seniorenheim. Dies hat Erfolg, Oma erkennt Anna.
Katrin Hofer Weber hat ein wichtiges Buch zum Thema Demenz geschrieben. Einfühlsam hat sie die Situation auf einen Punkt reduziert: Wie kann ich einen dementen Menschen erreichen? Dieses positive Beispiel kann für viele Kinder hilfreich sein. Die us-amerikanische Illustratorin hat dazu dezente Illustrationen geschaffen, die vielleicht etwas zu weich und zu behutsam geworden sind. Fröhlichere Farben und ein kräftigerer Pinselstrich hätten dem Thema mehr Positivismus geben können. So wirkt z.B. die Szene am Esstisch, als Papa Omas Krankheit erklärt, sehr "oberlehrerhaft". Der Text ist zwar ebenfalls absolut korrekt und kindgerecht gemeint, entpuppt sich aber dann doch als bemüht und sehr lehrhaft. Dem ganzen Buch umschwebt eine Aura von Bemühtheit und Betulichkeit.
Ein Optimismus, der sich am Kind und an der betroffenen Person orientiert und dabei die Realität nicht vergisst - in Text und Bild - hätte dem Buch und dem Thema sehr gut getan.
Schade. Vergleicht man dieses Buch mit anderen Bilderbüchern zu diesem Thema, so bleibt hier ein fader Geschmack von Belehrbarkeit an diesem wichtigen Thema hängen.
Vergleichen wir dieses Bilderbuch z.B. mit dem Bilderbuch von M. Baltscheit (Die Geschichte vom Fuchs, der den Verstand verlor), von K. John (Opa Rainer weiß nicht mehr) oder von J. Treiber (Die Wörter fliegen) oder... so fehlt diesem Buch die Leichtigkeit.
Anna hat bei ihrer Oma alles richtig gemacht. Sie hat mit ihrer Aktion Omas Gedanken erreicht.
Sie ist ein absolut positives Beispiel.
Grundsätzlich ist dieses Bilderbuch gut gemeint, auch das Nachwort ist absolut wichtig, das sich an Erwachsene richtet und diese Krankheit in ihren Grundzügen erläutert. Doch ob es Kinder mit seiner Ernsthaftigkeit wirklich erreichen wird, bleibt fragwürdig.
Es gibt flottere und überzeugendere Bilderbücher zu diesem Thema.

Für namentlich oder mit Namenskürzel gekennzeichnete Beiträge und Beurteilungen liegt die presserechtliche Verantwortung beim jeweiligen Autor bzw. bei der jeweiligen Autorin.

Diese Rezension wurde verfasst von Walter Mirbeth; Landesstelle: Bayern.
Veröffentlicht am 14.09.2022