Anna

Autor*in
Oberländer, Mia
ISBN
978-3-03731-222-3
Übersetzer*in
Ori. Sprache
Illustrator*in
Oberländer, Mia
Seitenanzahl
220
Verlag
Edition Moderne
Gattung
Comic
Ort
Zürich
Jahr
2021
Lesealter
14-15 Jahre16-17 Jahreab 18 Jahre
Einsatzmöglichkeiten
Bücherei
Preis
25,00 €
Bewertung
empfehlenswert

Schlagwörter

Teaser

„Großsein ist etwas Tolles, denkt man“ – so beginnt dieser Comic. Das gilt aber nur wenn es um große Taten großer Männer geht. „Große“ Frauen dagegen haben mit gesellschaftlichen Vorurteilen zu kämpfen. In einer Art Familiengeschichte treibt Mia Oberländer in diesem Comic das Leiden an der Größe auf die Spitze.

Beurteilungstext

Wenn man aus einem Ort wie „Bad Hohenheim“ kommt, darf man nicht aus der Rolle fallen. Genau das passiert aber mit Anna 2, Tochter von Anna 1. Sie ist zu groß, schon von Geburt an. Das gehört sich nicht für ein Mädchen und für eine Frau noch weniger. Doch damit nicht genug: Anna 3, die Tochter von Anna 2, ist noch größer, vor den Augen der Umwelt eine Monströsität, die durch verzerrte Perspektiven und überzeichnete Körperformationen wiedergegeben wird. Die Komplexe der Mutter werden weitergegeben an die Tochter, in einer Art Familienaufstellung wird deutlich, wie absurd die Selbstbilder sind, die sich die Frauen von sich selbst machen, bestimmt durch die absurden Äußerungen ihrer Umgebung. Jede bewältigt schließlich ihre Gefühle auf ihre Weise, etwa lässt Oberländer Anna 2, die Mutter, 10 Seiten lang ihre Wut herausschreien. Mia Oberländer zeigt, dass die Größe der Frauen proportional ist zu der Kleinlichkeit, der Enge und Begrenztheit der Umgebung, in der sie aufwachsen. Surreal überdimensioniert zeigt sie die riesigen Beine, die aus dem Kinderwagen ragen, die nicht unterzubekommen sind, wenn frau sich setzen will. Gleichzeitig bedrückend und komisch ist das, was Oberländer hier über ihre drei Frauen darstellt. Mit ihrem „graphischen Essay“ hat sie gleich mehrere Preise eingeheimst und damit „wahre Größe“ bewiesen: Sie wurde für den „Deutschen Jugendliteraturpreis“ 2022 in der Kategorie „Neue Talente“ nominiert, sie erhielt den Comicbuchpreis der Berthold-Leibinger Stiftung 2021 und sie wurde unter den zehn besten Comics des 3. Quartals 2021 für den „Tagesspiegel“ ausgewählt.

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Diese Rezension wurde verfasst von RPAK; Landesstelle: Rheinland-Pfalz.
Veröffentlicht am 13.07.2022